Riedl: „Ich denke gar nicht daran zurückzutreten“

■ Der Staatssekretär spricht von „Hysterie“ gegen seinen geplanten V2-Auftritt

Berlin (AFP/taz) — Der parlamentarische Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Erich Riedl (CSU), hat einen Tag nach der Absage der Raketenfeier in Peenemünde einen Rücktritt strikt abgelehnt. „Ich denke gar nicht daran zurückzutreten“, sagte Riedl gestern. Erneut verteidigte er die geplante Gedenkfeier zum Abschuß der ersten deutschen Rakete vor 50 Jahren, die erst nach massivem Protest im In- und Ausland abgesagt wurde.

„Daß es in Deutschland 50 Jahre nach dem Krieg nicht möglich ist, eine solche Veranstaltung objektiv und sachlich abzuhalten, das gibt mir zu denken.“ Auf die Schirmherrschaft habe er nur verzichtet, um sich „dieser ganzen Hysterie“ zu entziehen.

Nach den Grünen und der PDS forderten auch SPD und FDP personelle Konsequenzen. Der verteidigungspolitische Sprecher der SPD, Walter Kolbow, sagte, es sei ja wohl „ein Stück aus dem Tollhaus, daß ein Mitglied der Bundesregierung eigenmächtig die Schirmherrschaft über eine solche Veranstaltung übernimmt, ohne seinen Minister in Kenntnis zu setzen.“ Riedl habe sich als „gutbezahlter Lobbyist“ der Rüstungsindustrie genug geleistet. Seine Zeit sei nun abgelaufen.

Die Bundestagsabgeordnete Cornelia von Teichman (FDP) sagte, für seine „letzte Geschmacklosigkeit“ müsse Riedl die Verantwortung übernehmen. Der CSU-Politiker verhalte sich wie ein „Elefant im außenpolitischen Porzellanladen“. Bundesminister Möllemann (FDP) hingegen nahm seinen Staatssekretär in Schutz: „Jeder macht mal einen Fehler.“ Einen Rücktritt halte er daher nicht für angemessen.

Der mecklenburgische Ex-Ministerpräsident Alfred Gomolka (CDU) verteidigte die Raketenfeier. „Objektiv gesehen ändern die damaligen tragischen Begleitumstände des ersten Raketenstarts nichts an der Tatsache, daß es sich dabei um eine technische Pionierleistung handelt, die gewürdigt werden soll.“

Die am 3. Oktober 1942 im Entwicklungszentrum in Peenemünde gestartete A4-Rakete war ein Vorläufermodell der deutschen V2- Raketen, die bei Angriffen auf Großbritannien und Antwerpen eingesetzt worden waren.