: Pilze sammeln is' noch nicht
■ Auch sechs Jahre nach Tschernobyl rät die Verbraucherzentrale von den meisten Speisepilzen ab
rät die Verbraucherzentrale von den meisten Speisepilzen ab
Herbstzeit, Pilzsammlerzeit, die letzten Tage des Sommers waren mild und feucht, da schlagen Sammlerherzen hoch: 1992 wird ein gutes Pilzjahr. Wäre da nicht die Mitteilung der „Eltern für unbelastete Nahrung“. Auch sechs Jahre nach Tschernobyl, so mahnt die Bundesgeschäftsstelle in Kiel, sind Speisepilze radioaktiv belastet. Ihr Norderstedter Labor hat frischgepflückte Pilze aus der Heide auf das radioaktive Cäsium untersucht. Und siehe da: Maronen waren mit bis zu 680 Bequerel, Steinpilze mit 390 und Birkenpilze mit durchschnittlich 255 Bequerel pro Kilo verseucht.
Nach Bonner Richtlinien gelten Lebensmittel, die mit weniger als 600 Bequerel pro Kilogramm belastet sind, als genießbar. Die Hamburger Verbraucherzentrale (VZ) hält das für zu hoch. Sie setzt einen Wert von 50 Bequerel an. Da Radioaktivität grundsätzlich nie unbedenklich ist, rät sie allen schwangeren und stillenden Frauen sowie Kindern und immungeschwächten Personen vom Verzehr belasteter Nahrungsmittel ab. Die Meßwerte, die VZ-Beraterin Silke Schwartau vorliegen, decken sich mit denen der Kieler Elternini. So wurde bei Butterpilzen 590 Bequerel gemessen, Maronen waren mit bis zu 2000 Bequerel belastet. Knapp über 50 Bequerel lagen Birkenpilze und Steinpilze aus der Heide. Tintlinge und Karler Kremplinge wiesen weniger als 50 Bequerel auf.
Über andere Pilzsorten liegen der VZ, die die Meßberichte von 20 Instituten auswertet, keine Angaben vor. Das heißt aber noch nichts Gutes. Denn erstens wird heute weniger gemessen als 1986, und zweitens hat radioaktives Cäsium, das von Wildpilzen geradezu aufgesogen wird, eine Halbwertzeit von 30 Jahren. Wer auf Nummer sicher gehen will, der kann sein Sammelgut im Norderstedter Labor an der Falkenbergstraße 3a auf Radioaktivität untersuchen lassen (Mo, Di, Sa 9.30Uhr bis 12Uhr, Do 15 bis 18Uhr, 5251315). Wem der Aufwand wegen einer Handvoll Pilze zu hoch ist, dem rät die VZ zu Zuchtpilzen, wie Champignons oder Hallimasch. Allerdings sei vor Pfifferlingen aus Litauen gewarnt: 614 Bequerel.
Generell sollte man nicht mehr als 200 Gramm Wildpilze in der Woche verzehren. So enthalten Wildchampignons zwar keine Bequerel, speichern jedoch mit Vorliebe Schwermetalle. Und dann sind Pilze ja oft auch noch giftig. Die in dieser Frage kompetente Pilzberatungsstelle an der Marseiller Straße 7 (am Dammtor) hat täglich von 8.30Uhr bis 14Uhr geöffnet.
Am Ende noch eine gute Nachricht: Beerenobst kann bedenkenlos genascht werden. Der in Süddeutschland gefürchtete Fuchsbandwurm wurde nach Informationen der Gesundheitsbehörde nördlich des Mains noch nicht entdeckt. Kaija Kutter
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen