: House of Love in Hamburg
Die Deutschen im allgemeinen haben keinen Geschmack, die Hamburger im speziellen überhaupt keinen. Während sich die Massen bei jeweils drei (!) Konzerten von Marius Müller-Westernhagen und Chris „Kloaken-Pop“ de Burgh die Beine in die Bierbäuche stehen, spielt nahezu unbemerkt eine der feinsten britischen Gitarrenpopbands im winzigen Logo. Die Rede ist von den sensiblen Sixties-Recyclern The House of Love.
In England genießen sie bereits einen absoluten Kultstatus. Ihre ersten Singles, die die Londoner gleich nach ihrer Gründung vor sechs Jahren berühmt machten, wechseln mittlerweile für knappe 30 Pfund die Besitzer. Die Mannen um Sänger und Songwriter Guy Chadwick haben mittlerweile zwar ein wenig ihrer subtilen Art, die Stones, Byrds und The Velvet Underground in die heutige Zeit zu transportieren, verloren. So neigen sie auch bisweilen zum Bombasten. Dennoch klingt das neue Werk Babe Rainbow, wenn sie sich besinnen, so klar wie Chadwicks Kopf zur Zeit sein müßte. Der gute Mann ist nämlich von Pernod auf Perrier umgestiegen.
Zu den besonderen Leckerbissen, die The House of Love zu bieten haben, gehören ihre Acoustic-Sets, mit denen sie schon bei der MTV- Indie-Sendung 120 Minutes das Studio zum Wohnzimmer werden ließen. Denn sind die Stecker erst einmal gezogen, kommt die Melancholie der Band voll zur Geltung. Ihre schönsten Songs, „Christine“ und „Shine on“, ohnehin bereits Klassiker, werden zu meditativen Pop-Juwelen. Ein Stromausfall heute und morgen abend wäre somit nicht das Schlimmste.
Im Vorprogramm: Die ebenfalls britischen Catherine Wheel, laut und undefinierbar. gag
2. u. 3.10., Logo, jeweils 21.30 Uhr
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen