Monopoly in Eimsbüttel

■ Anträge auf Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen / Rund 1000 MieterInnen allein in Eimsbüttel bedroht

/ Rund 1000 MieterInnen allein in Eimsbüttel bedroht

Umwandlungsparadies Eimsbüttel. In dem Altbau-Bezirk sind die Immobilienspekulanten so aktiv wie in keiner anderen Region der Hansestadt. Seit der Bundesgerichtshof Ende Juni den zuständigen Behörden untersagte, die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen durch das Nicht-Erteilen einer Abgeschlossenheitserklärung zu blockieren, flatterten der Bauprüfabteilung Eimsbüttel mehr als 60 Umwandlungsanträge allein für das Eimsbüttler Kerngebiet auf den Tisch. Betroffen, so beweist die nebenstehende Geheim-Liste, die die taz erstmals veröffentlicht, sind davon mehr als 500 Wohnungen. Im Klartext: Rund 1000 Eimsbüttler MieterInnen sind von der Vertreibung bedroht.

Ganz oben auf der Umwandlungsliste, die dem Stadtteilmagazin "HH 19" zugespielt wurde, stehen 105 Wohnungen im Stellinger Weg 39-47. 75 Mietwohnungen in der Bismarckstraße sollen ebenfalls zu Eigentumsbehausungen werden. Einer der aktivsten Umwandler ist taz-Informationen zufolge der Immobilienkaufmann Karl-Michael Denker, der mit der „Artus"- und der Bellevue-Grundstücksgesellschaft im noblen Leinpfad residiert. Denker betreibt die Umwandlung von mindestens 18 Wohnungen in der Telemannstraße, im Hellkamp und im Heußweg. Auch die in der Bergstraße 14 ansässige „Adolf Haueisen-Immobiliengesellschaft“ ist dabei: Sie wandelt 22 Wohnungen in der Eisenstraße und im Lastropsweg um.

Da noch immer die schriftliche Begründung des BGH-Urteils nicht vorliegt, werden die Umwandlungsanträge von den Hamburger Bezirksämtern noch nicht entschieden. Doch ihre Bearbeitung läuft, wenn auch nur auf der Kriechspur. So zieht die Eimsbüttler Bauprüfung nach taz-Informationen Bauanträge vor. Problematisch: Den MieterInnen dürfen die Bauämter nach geltendem Recht nicht einfach mitteilen, ob für ihr Haus eine Abgeschlossenheitserklärung beantragt wurde. Nur hinter vorgehaltener Hand bekommen die betroffenen Bewohner auf Anfrage manchmal Tips von kulanten Beamten.

Die meisten wollen sich nicht einfach ergeben. So riefen die von „HH19“ und der taz informierten BewohnerInnen des Henriettenweges 11 prompt eine MieterInnenversammlung ein. Klaus Fischedeck, der in dem Umwandlungsobjekt Odenwaldstraße 13 lebt, kündigt an: „Wir werden diesem Beispiel folgen, uns gemeinsam gegen die Umwandlung wehren“. Eine im Heußweg 111 beheimatete Rentnerin will ihre Wohnung auf keinen Fall freiwillig verlassen: „Die müssen mich hier schon raustragen, wenn sie verkaufen wollen“. Marco Carini