: Heimlich "Sozi" abkassiert
■ Wandsbeker Sozialamtsmitarbeiterin bei Betrügereien mit Staatsknete aufgeflogen
bei Betrügereien mit Staatsknete aufgeflogen
„Kollege Zufall“ wurde einer stellvertretenden Abteilungsleiterin im Wandsbeker Sozialamt zum Verhängnis: Bei einer Routineüberprüfung flog auf, daß die Sachbearbeiterin seit 1991 Sozialhilfe in Höhe von 75000 Mark auf Konten überwiesen hat, deren Besitzer kein Anrecht auf „Sozi-Zahlungen“ gehabt und wohl mit ihr unter einer Decke gesteckt haben. Nach Angaben des Verwaltungschefs des Bezirksamts, Gerd Hünerberg, hat die Mitarbeiterin den Betrug zugegeben, beide Seiten hätten das Arbeitsverhältnis im Einvernehmen fristlos aufgelöst.
Das Vorgehen war geschickt: Die Sachbearbeiterin konstruierte einfach Sozialhilfefälle, bei denen unbürokratisch geholfen werden mußte. Sie gab grünes Licht für „Einzelanweisungen“, die auch vertrauensvoll von Kollegen abgezeichnet wurden. Somit gelangte das Geld auf mindestens 17 Konten, offenbar von Bekannten der Frau.
Aufgrund einer stichprobenartigen Überprüfung kam man der cleveren Betrügerin aber doch auf die Schliche: Es stellte sich nämlich heraus, daß für die „hinterlegten Zahlungsbelege“ die jeweiligen Personen fehlten. Hünerberg: „Zu all den Vorgängen gibt es keine Akten, keine Personen, sondern nur erfundene Aktenzeichen.“
Da es in der Sozialhilfe oft auf die Einzelfallbeurteilung ankommt, wundert es Hünerberg nicht, daß die Betrügereien seiner Mitarbeiterin zunächst nicht aufgefallen waren. „Es gibt zu viel Einzelanweisungen, die nicht per EDV abgeglichen werden. Derartige Vorkommnisse können nur durch Zufallstichproben aufgedeckt werden.“ Trotzdem ist Hünerberg über die Nervenstärke seiner Kollegin überrascht, denn die Gefahr, daß derartige illegale Transaktionen auffliegen, sei doch relativ groß.
Das Sozialamt hat Strafantrag gestellt, damit ermittelt wird, wie und in welchem Umfang die Kontoinhaber in die Sache verwickelt sind. Hünerberg: „Es ist jetzt Sache der Staatsanwaltschaft, den vermuteten Geldrückfluß aufzudecken. Da wollen wir uns gar nicht drum kümmern.“
Kai von Appen
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