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Ultragift Dioxin im Boden

■ Verseuchung durch alte Dioxin-Schleudern / Sanierung auf Staatskosten

In der unmittelbaren Umgebung von ehemaligen Kabelabbrennanlagen in Niedersachsen sind im Boden zum Teil erhebliche Dioxin-Belastungen gemessen worden. Das hat eine am Freitag in Hannover veröffentlichte Dioxin- Boden-Untersuchung des Umweltministeriums ergeben.

Sämtliche sechs inzwischen stillgelegten Anlagen zur Verbrennung von alten Kabeln hätten sich als „Dioxin-Schleudern“ erwiesen. Die mit Abstand stärkste Vergiftung des Bodens ist im südniedersächsischen Lindau (Landkreis Northeim) mit fast 2.000 Nanogramm (Milliardstel Gramm) Gesamt-Dioxin pro Kilogramm Boden zu finden. An allen Standorten müsse der Boden saniert werden, sagte Umweltministerin Monika Griefahn. Größtenteils seien die früheren Betreiberfirmen nicht mehr existent und könnten auch nicht mehr haftbar gemacht werden. Die Sanierung müsse daher das Land tragen. In Nordenham, wo die Firma Karl Kalk KG eine solche Abbrennanlage betrieben hat, werden Sanierungskosten in Höhe von insgesamt drei Millionen Mark erwartet. Sie sollen aus Mitteln der neu geschaffenen Sonderabfallabgabe der Industrie finanziert werden. Für 1992 soll die Abfallabgabe 40 Millionen Mark, im nächsten Jahr 50 Millionen Mark erbringen, die je zur Hälfte für Altlastensanierung sowie Vermeidung und Verwertung von Sonderabfällen verwandt werden soll.

An den Standorten der früheren Kabelabbrenner sind inzwischen an die Bevölkerung je nach der Bodennutzung Empfehlungen bis hin zum Verzicht auf den Verzehr von selbstgezogenem Gemüse ausgegeben worden. In Lindau, wo die Firma Kordes GmbH lange Zeit PVC-haltige Kabel unter freiem Himmel abbrennen durfte, ist vorwiegend Brachland betroffen. Damit das Ultragift Dioxin nicht länger in die Nahrungskette von Wild und Mensch gelangen kann, sollen dort Brombeersträucher und ähnliches beseitigt werden.

Neben den Kabelabbrennanlagen sind außerdem bei sechs Abfallverbrennungs- oder Verwertungsanlagen, zwei Metallhütten, einer Spanplattenfabrik und einer Zementfabrik die Anlage und die Umgebung auf Dioxin untersucht worden. Bei vier Anlagen liegt der Ausstoß von Dioxin an die Umgebung über dem von März 1994 an geltenden Grenzwert von 0,1 Nanogramm pro Kubikmeter Abluft.

Diese vier Anlagen sind die öffentliche Müllverbrennungsanlage in Hameln, die Sondermüllverbrennung der Firma Edelhoff in Bramsche, die Mineralölraffinerie Dollbergen (Landkreis Hannover) und die Metallhütte Biskupek im Norden Hannovers. Bei den drei erstgenannten Anlagen sind laut Umweltministerium Nachrüstungen in Planung. dpa

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