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■ Das PorträtPetra Roth

foto. nr. 18

Foto: Luigi Ungarisch

Seit sich die Frankfurter Union entschlossen hat, mit der 48jährigen Petra Roth bei den Kommunalwahlen im März 1993 anzutreten, haben die CDU-Funktionäre den „Feminismus“ entdeckt — einen Feminismus christdemokratischer Art. Die Ex-Arzthelferin, die im Landtag ihre stockbiederen Kollegen in den mausgrauen Anzügen gerne mit einem hautengen Lederkostüm schockt, will sich besonders für die Frauen einsetzen — und gegen das „rot-grüne Chaos“ im Römer antreten. „Wer's glaubt, wird selig — wer's nicht glaubt, kommt auch in den Himmel.“ Mit dieser Lebensweisheit haben Frauen ein Roth-Plakat ver(un)ziert, auf dem die Kandidatin den Frauen das Blaue vom Himmel herunter verspricht. Frankfurter Frauen erinnern sich zu gut daran, wie oft Petra Roth schon gegen feministische Politikansätze von Frauenministerin Heide Pfarr (SPD) polemisiert hat.

Weil Petra Roth bereits mit ihrer ersten Erklärung als frischgekürte Spitzenkandidatin mit beiden Füßen ins Fettnäpfchen sprang, tendieren ihre Chancen, bei den Feministinnen Boden gutmachen zu können, ohehin gegen Null. Roths Einlassung, zusammen mit den „Republikanern“ den amtierenden Oberbürgermeister Andreas von Schoeler (SPD) abwählen zu wollen, zeitigte einen Sturm der Entrüstung.

Die Zweifel, ob Petra Roth tatsächlich das Format habe, dem smarten Andreas von Schoeler Paroli bieten zu können, wachsen — auch in der Union. Noch vor Jahresfrist hatte Roth mit dem Hinweis darauf, daß die Partei einen „fähigen Kandidaten“ brauche, ihre Kandidatur selbst ausgeschlossen. Auch Ex-Ministerpräsident Wallmann schoß gegen Roth quer: „Zweifel an der Qualifikation“ der Vorsitzenden der Frankfurter Frauenunion seien angebracht, meinte er, denn ihre „politische Bandbreite“ sei zu schmal.

Daß Roth dennoch zur Spitzenkandidatin gekürt wurde, lag einzig daran, daß die Wunschkandidaten der Union im Vorfeld der Entscheidung kollektiv abwinkten. Eine Frau „zweiter Wahl“ hätten die FrankfurterInnen nicht verdient, höhnte denn auch die SPD. Nur die Grünen sehen einen „erfreulichen Aspekt“: Endlich komme etwas Leben in die „miefige Frankfurter CDU“, meinte Fraktionsgeschäftsführer Lutz Sikorski. Klaus-Peter Klingelschmitt

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