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Neuer Chef gefunden, neue Hörer gesucht

■ Reformen und Stühlerücken im NDR-Landesfunkhaus / Winfried Scharlau soll neuer Chef werden / Hamburg-Welle umprogrammiert

/ Winfried

Scharlau soll neuer Chef werden / Hamburg-Welle umprogrammiert

Hamburg-Welle, Reform-Teil zwei. Ein halbes Jahr nach der umstrittenen Umstrukturierung des Vormittagsprogramms will der NDR die verbliebenen Hörer des öffentlich-rechtlichen Lokalfunks ab Dezember auch nachmittags mit einem auf neu getrimmten Programm erfreuen. Damit nicht genug: Auch Reform-Teil drei und vier kündigen sich an. Im Januar soll das Musikprogramm durchformatiert sein und im Frühjahr steht ein Führungswechsel im Landesfunkhaus an: Funkhausdirektor Gerhard Gründler, zuständig für die Hamburg-Welle und die regionalen Fernsehprogramme, geht in Pension. Sein Nachfolger wird nach Informationen der taz der bisherige Leiter der Weltspiegel-Redaktion, Winfried Scharlau.

Der langjährige ARD-Asien-Korrespondent wollte den Jobwechsel bisher zwar ebensowenig bestätigen wie NDR-Intendant Jobst Plog. Die Zurückhaltung der beiden hat aber eher formale Gründe: Der Landesrundfunkrat muß der Berufung Scharlaus noch zustimmen.

Zurückhaltung aber auch in den Redaktionen. „Scharlau wird Direktor, damit ihm hinterher eine Direktorenpension zusteht“, kommentiert ein Redakteur den anstehenden Führungswechsel. Nach seinen Informationen soll Scharlau nicht die vorgesehenen sechs, sondern nur drei Jahre amtieren. Zu wenig Zeit, um eigene Akzente zu setzen? Ein zweites Manko: Fernsehmann Scharlau hat kaum Hörfunkerfahrung.

Die aber scheint dringend notwendig. Die im Landesfunkhaus produzierte Hamburg-Welle mag kaum noch einer hören. Letzte Medienanalysen ermittelten für den Sender gerade noch einen Anteil von 7,8 Prozent auf dem Hamburger Rundfunkmarkt.

Grund genug für eine Programmreform, deren in der Redaktion umstrittener erster Teil seit Mai zu hören ist, deren zweiter Teil nach Auskunft von Hamburg-Wellen- Chef Wolfgang Bombosch ab Dezember umgesetzt werden soll. Auch zwischen 12 und 18.30 Uhr werden dann Wort- (30 bis 45 Prozent) und Musikanteile (55 bis 70 Prozent) genau festgeschrieben. Einen Monat später will Bombosch den Computer in Betrieb nehmen, der die Musikauswahl steuert. Dann endlich soll die Hamburg- Welle das bekommen, was die Privaten schon lange haben: ein Formatprogramm zum Durchhören. Zielgruppe: Die 40- bis 60jährigen.

Ob die Reformen damit ein Ende haben? Zumindest das Stühlerücken in der Chefetage wird vermutlich fortgesetzt. Nächster Kandidat: Wellen-Chef Bombosch, dessen Vertrag Mitte 1993 ausläuft. An eine Verlängerung, so heißt es beim NDR, ist nicht gedacht. uex

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