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FDP: Ultimatum für Gymnasien

■ Bis zum 15. Oktober sollen Standorte genannt werden / Nächste Woche Zwischenbericht aus der Behörde

“Eine Koaltion ist ein Zweckbündnis zur Umsetzung von vereinbarten Zielen. Werden diese nicht umgesetzt, erübrigt sich di Koalition.“ Starke Worte vom FDP-Kreisverbandsvorsitzenden Peter Bollhagen, adressiert Reinhard Hoffmann, Staatsrat beim Senator für Bildung. Bollhagens Motiv: Die Behörde blockiere systematisch die in den Koaltionsvereinbarungen festgeschriebene Einrichtung zweier Gymnasien zum nächsten Schuljahr. „Wenn die gesetzten Termine zur Benennung der Standorte nicht eingehalten werden, müssen die notwendigen Konsequenzen gezogen werden.“

Rückenwind erhält Bollhagen vom FDP-Landesausschuß. Der hat in seiner letzten Sitzung im September entschieden, daß die Bildungsbehörde bis zum 15. Oktober die beiden Standorte benennen soll. Gleichzeitig hat die FDP ihre Vorschläge gemacht: Wenn es nach den Blau- gelben geht, sollen die Gymnasien im Schulzentrum Gerhard- Rohlfs-Straße in Bremen-Nord und im Schulzentrum Huckelriede eingerichtet werden. „Wenn bis Oktober die Standorte nicht genannt sind, laufen die Anmeldungen und Verteilungen für das nächste Schuljahr wieder ohne die Gymnasien“, befürchtet die Landes-Ausschuß-Vorsitzende Christel Hoppe. Die Behörde aber habe bislang „in dieser Sache noch nichts getan.“

Der FDP ist es bitter ernst mit den beiden Gymnasien. Bereits im Juni hatte der Bildungssenator ein Senatsvorlage zu diesem Thema eingebracht, die die Standortfrage geflissentlich aussparte. Der Senat lehnte damals die Befassung ab.

Wirtschaftssenator Claus Jäger (FDP) ging mit dem frischen Beschluß seines Landesausschußes jetzt am 22. September in den Senat und verdonnerte die Bildungsbehörde ultimativ zur Vorlage eines „Zwischenberichtes“. „Ob das jetzt Mitte Oktober wird oder eine Woche später, das ist nicht spielentscheidend“, erklärte Jäger gestern auf Anfrage. „Wir haben uns aber mit den Koalitionspartnern verbindlich verpflichtet, die Gymnasien zum nächsten Schuljahr neu einzurichten, und daran werden wir uns halten.“

Laut wird deshalb bei den Koalitionspartner auch nicht mehr über das Ob der Gymnasien nachgedacht, sondern nur noch leise über das Wie. „Es ist klar, das wir uns an die Verabredung halten“, sagt die bildungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Bringfriede Kahrs. „Aber wir wollen bei der Standortfrage unbedingt das Ergebnis der Reformkommission abwarten.“ Denn die Gymnasien müßten in ein „reformpädagogisches Konzept“ eingegossen werden und dürften nicht „einfach am grünen Tisch entschieden“ werden. Anvisierter Zeitpunkt: Ende des Jahres. „Vorher sind wir nicht so weit.“

Auch die Grünen melden prinzipielle Loyalität — und Bedenken. „Ein Gymnasium im Schulzentrum Huckelriede hieße, dort die behinderten Berufsschüler des Martinshofes auszugliedern“, erklärte die für Bildungspolitik zuständige Fraktionsmitarbeiterin Arnhild Moning. „Wir müssen bei der Standortwahl auch die Voten der Beiräte, der Eltern und der Kollegien berücksichtigen“, mahnt sie. Die Beiräte Neustadtals und Obervieland haben sich bereits gegen ein Gymnasium in Huckelriede entschieden. Die „vorsichtige Eingliederung“ der Gymnasien soll die Tendenz zur „Restschule“ verhindern.

Die Angst der FDP vor dem Verstreichen der Anmeldefristen scheint unbegründet. Sie sind nach Auskünften aus dem Bildungsressort nicht vor Mitte März für die Klassen 5 bis 11. Aber an anderer Stelle könnte möglicherweise der gymnasiale Zug schon abgefahren sein, ehe er gestartet wurde. Bernhard Siemer, Stellvertretender Schul

Bitte die

Karikatur

leiter im Schulzentrum Gerhard- Rohlfs-Straße: „Wir würden uns mit der Einrichtung eines Gymnasiums anfreunden, wenn die Haupt- und Realschulbereiche

hier bleiben. Aber organisatorisch ist das bis zum nächsten Jahr nicht mehr zu schaffen, selbst, wenn wir gleich anfangen würden.“ Markus Daschner

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