: „Keine ,Gurke des Tages‘ mehr? Ohne mich!“
Zunächst dachte ich, es sei ein Versehen. Nun scheint sich aber der Verdacht zu erhärten, daß es Absicht ist — aus welchen perfiden und völlig unverständlichen Gründen auch immer. Seit einer Woche fehlt „die Gurke des Tages“, verschwunden, weg. Ich vermute, Sie haben es selbst noch nicht bemerkt. Vielleicht handelt es sich um einen Sabotageakt. Wie dem auch sei, die Kampagne „Keine taz? Ohne mich!“ wird durch diesen Akt blindwütiger Zerstörung konterkariert. Welchen Schaden das Fehlen der Gurke des Tages anrichten kann, will ich an einem kurzen Beispiel erläutern. Auf dem Weg von meinem Zeitungskiosk zum Bäcker (ca. 15 m) las ich bisher die Gurke des Tages. Auch am vergangenen Montag schlug ich wie gewohnt die letzte Seite auf — doch vergebens. Ich blätterte die ganze Zeitung durch, kam schließlich in meiner Wohnung an und hatte die Brötchen vergessen. Die negativen Auswirkungen auf meine Familie möchte ich nicht näher erläutern.
Verantwortungsvoller Journalismus sollte immer den Leser, seine Gewohnheiten und Bedürfnisse im Auge behalten. Und ich bin es — wahrscheinlich gemeinsam mit Millionen anderer Leser — nun einmal gewohnt, meinen Tag mit der Gurke des Tages zu beginnen. Schon mein Großvater las mir während meiner Kindheit immer zuerst die Gurke des Tages vor. Na ja, o.k., etwas übertrieben — aber so hätte es sein können. Jedenfalls ist die Rubrik „Das Wetter“, die sich seit einigen Tagen an der Stelle der Gurke befindet, nicht annähernd so komisch und unterhaltsam.
Langer Rede kurzer Sinn: Ich bitte Sie inständigst, die Gurke alsbald wieder erscheinen zu lassen — aus persönlichen, politischen, ethischen, moralischen und anderen Gründen — und den Verantwortlichen für den Sabotageakt mit allen legalen Mitteln des Rechtsstaat zu verfolgen. Thomas Prinz, Bonn
Keine „Gurke des Tages“ mehr? Ohne mich! Wie soll ich für Euch Abos werben, wenn Ihr die beste Rubrik für das blöde Wetter opfert? Was macht der Layouter der Zeit bei Euch? Schickt den Langweiler wieder nach Hamburg, bevor die Abonehmer einschlafen! B. Betting, St. Georgen
PS: Die Wahrheit hat die Gurke des Tages wiederbelebt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen