: Umsteigewillige müssen weiter warten
■ Konzept von Verkehrssenator Haase für neue Park-and-Ride-Plätze noch längst nicht abgestimmt/ Stellplatzprogramm hängt überdies finanziell völlig in der Luft
Berlin. Auch in puncto neuer Park-and-Ride-Plätze (P+R) ist nicht mit einer kurzfristigen Umsetzung der Koalitionsvereinbarungen zur Verkehrspolitik zu rechnen. Vor fast fünf Monaten hatten die Regierungsparteien CDU und SPD verlangt, daß die Verwaltung von Verkehrssenator Haase (CDU) »unverzüglich Potentiale für Park-and-Ride-Plätze überprüft und diese schnellstmöglich mobilisiert«. Seither hat die Verkehrsverwaltung jedoch bloß den Entwurf eines Bauprogramms mit über 60 P+R-Standorten innerhalb des S-Bahn-Rings gefertigt, der weder mit den Bezirken noch mit der BVG und der Reichsbahn abgestimmt ist.
Deren Vorstellungen müßten erst »noch alle unter einen Hut gebracht werden«, hieß es auf Anfrage aus dem Hause Haases. Den Bezirken sei der Entwurf mit der Bitte um Stellungnahme übersandt worden, sie sollten »zur Not« auch andere Parkplatzflächen als die vorgeschlagenen nennen. Ein vollständiger Rücklauf sei auch deshalb kaum bis zum 31. Oktober wahrscheinlich. Bis zu diesem Termin soll Haase nach dem Willen der Sozialdemokraten die Verkehrskonzepte vorlegen.
Neue Parkplätze an U- und S-Bahn-Knotenpunkten sowie am Stadtrand wären eine Voraussetzung, um die Innenstadt vom Autoverkehr zu entlasten. Schon weit vor der City sollen Berufspendler auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen. Dementsprechend will der Verkehrssenator in einem ersten Schritt die Zahl der augenblicklich im Stadtgebiet vorhandenen 4.500 P+R-Plätze kurzfristig auf 10.000 erhöhen. Dafür müssen aber auch erst zusätzliche Mittel kommen — eventuell zu Lasten anderer Vorhaben im Tiefbauetat. Irgendwo im Etat könnten jedenfalls, wenn erforderlich, »Gelder verschoben werden«, so der zuständige Referatsleiter in der Verkehrsverwaltung, Arild Peltz.
Die für das Stellplatzprogramm veranschlagten 85 Millionen Mark sind nur zum geringsten Teil bereits in der Investitionsplanung 1992-96 enthalten. Mit einem Kostenansatz von zusammen 9,65 Millionen Mark wurden hierin P+R-Plätze an den S-Bahnhöfen Lichterfelde-Süd, Marienfelde, Friedrichshagen, Rahnsdorf und Köpenick angemeldet. Weitere Abstellanlagen an den S-Bahnhöfen Schichauweg und Grünau sowie am U- und S-Bahnhof Wuhletal sind für 2,65 Millionen Mark dieses Jahr fertiggestellt worden. Inzwischen gibt es einen Antrag der FDP-Fraktion, »in Anbetracht der äußerst schwierigen Haushaltslage« P+R-Anlagen durch private Investoren errichten und betreiben zu lassen.
Doch die Planer winken bei dieser Lösung ab. Sie verweisen auf die Erfahrungen anderer Städte, wo die Beteiligung von Investoren »nicht so gewaltig« sei. Grund: In der Regel brächten bewirtschaftete P+R-Plätze den Betreibern eher Verluste als Gewinne. Ausgewertet hat man unter anderem das Hamburger Beispiel einer P+R- Betreibergesellschaft zusammen mit dem ADAC. Der Club der Bleifußfahrer streiche in der Hansestadt nur die Parkgebühren ein, trage aber nicht Kosten der Plätze, lautete das negative Fazit.
In Berlin möchten die Haase- Planer wegen der höheren Kosten grundsätzlich nur dort, wo Flächen fehlen oder die erforderlichen Stellplätze anders nicht geschaffen werden können, Parkpaletten oder Parkhäuser bauen. Vorgesehene Standorte für die platzsparenden Parkpaletten seien der S-Bahnhof Wannsee und die U-Bahn-Station Alt-Mariendorf, so Arild Peltz. Wie Peltz sagte, müssen die alten Pläne aber noch mit der Bauverwaltung abgestimmt werden. Thomas Knauf
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