: Razzia auf der Veddel
■ Ausländerwohheim gestürmt / Mageres Ergebnis / Polizei zufrieden
/ Mageres Ergebnis / Polizei zufrieden
Mit einer Großrazzia in einem Veddeler Ausländerwohnheim hat die Polizei am Donnerstag abend versucht, der türkisch-kurdischen Drogen- und Dealerszene einen Schlag zu versetzen. Trotz relativ magerer Beute — 12 Festnahmnen, Beschlagnahme von 70 Gramm Heroin — ist die Polizei mit den Ergebnissen der Razzia zufrieden.
Begründung des Polizei-Sprechers Hans-Jürgen Petersen: „Es ging bei dieser Aktion vor allem darum, eine Verfestigung der Drogenszene auf der Veddel zu verhindern und der bundesweit von diesem Objekt ausgehenden Sog-Wirkung für Konsumenten entgegenzuwirken.“
An der Hafenbahn, 19 Uhr: In der „Yesi Kaman Kantin“ sitzen mehrere Türken kartenspielend an den Tischen. Plötzlich wird das Spielchen jäh unterbrochen. Über ein Dutzend mit kugelsicheren Westen und Stahlhelmen ausgerüstete MEK-BeamtInnen (Mobiles Einsatzkommando) stürmen die Kneipenräume. Wenig später rasen Mannschaftswagen die Straße hinauf, 230 PolizistInnen und DrogenfahnderInnen springen aus ihren Autos. Die mehrere Wohnblöcke umfassende Unterkunft nebst Kantine wird umstellt.
Die Türken und Kurden in der Kantine werden von dem Spezialtrupp schnell überwältigt, in Handschellen gefesselt müssen sie sich auf den Boden legen. Bei dem mehrere Stunden andauernden Großeinsatz werden über 100 Wohnungen gefilzt, Rauschgiftsuchhunde durchkämmen die Gegend nach illegalen Erddepots.
Das Flüchtlingsheim ist der Polizei schon lange ein Dorn im Auge: Bereits im Frühjahr 1991 war die Unterkunft gestürmt worden, weil dort Heroin zu Dumpingpreisen angeboten worden war, als wäre das Heim ein Heroin-Supermarkt. Petersen: „Seit Beginn dieses Jahres entwickelte sich das Asylantenheim wiederum zum Brennpunkt der Rauschgiftkriminalität im Bereich des Straßendeals sowie des Zwischenhandels. Es wurde bundesweit als Heroinumschlagsplatz bekannt.“
Die Polizei ist sich allerdings im Klaren, daß diese Aktion zur Lösung der Drogenproblematik auf der Veddel nur wenig beiträgt. Petersen: „Die Razzia ist als Schritt einer Gesamtkonzeption anzusehen, die längerfristig darauf abzielt, die dort vorhandenen Strukturen zu zerschlagen.“ Kai von Appen
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