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Nur wenig über Null-betr.: "Perspektive Ökologie" von Michael Müller, taz vom 2.10.92

betr.: „Perspektive Ökologie“ von Michael Müller,

taz vom 2.10.92

[...] Eine Polemik über das Oszillieren der SPD zwischen Verbalradikalismus und ihrer Kardinaltugend, der politischen Feigheit, böte sich an, würde aber dem Thema nicht gerecht werden. Denn was Herr Müller in seinem Artikel erzählt, ist typisch nicht nur für die SPD oder irgendeine andere Partei: Er breitet das ganze globale Panorama der Umweltproblematik aus und bietet konsequent phrasenorientierte Politik an. Er trägt zu dem bei, was Bernd Ullrich kürzlich in der taz als das „Ökologische Grundrauschen“ in der Gesellschaft bezeichnet hat und das etwa in der Weise wahrgenommen wird wie das Rauschen der Niagarafälle von deren Anwohnern. Nämlich im Grunde gar nicht mehr. Wir stehen heute vor der sonderbaren Tatsache, daß das überaus hochentwickelte Umweltbewußtsein in unserer Gesellschaft einer wirksamen Umweltpolitik geradezu im Wege steht, denn das öffentliche Geräusch wird auf schizoide Weise für Politik genommen und das Symbol ersetzt die Tat.

Was Herr Müller geschrieben und die taz veröffentlicht hat, ist nicht einmal eine sinnvoll zu kritisierende öffentliche Äußerung; es äußerst sich dort nämlich nichts. Ein Geschriebenes, das nicht Tatsachenbericht, sondern politische Meinung sein will und dabei aber von wirklich jedermann für richtig gehalten werden kann, steht in seiner Aussagemächtigkeit nur wenig über Null; der umweltpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion und Vorsitzende der Enquete-Kommission „Schutz des Menschen und der Umwelt“ wird daher um Nachbesserung gebeten. Herr Müller kann schreiben und lassen, was er will, aber die taz sollte sich „qualitative Reduktionsziele“ setzen und in ihren Kolumnen für pointierte Aussagen Sorge tragen. Ulrich Holberg, Berlin

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