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Bauboom nützt den Mietern wenig

■ 100.000 verdienen in Sachsen ihr Geld auf dem Bau/ In Ostdeutschland Investitionssteigerungen von 22 Prozent

Der Bau boomt, aber noch nicht ausreichend“, urteilt der Chef des Sächsischen Bauindustrieverbandes, Rolf Zimmermann. 3,2 Milliarden Mark wurden im ersten Halbjahr in Sachsen verbaut. MieterInnen aber profitieren kaum von dem Investitionssegen: Nur 10 Prozent der Gelder flossen in den Wohnungsbau. Jede zweite Mark gaben öffentliche Auftraggeber, 40 Prozent gingen für Wirtschaftsgebäude drauf. Zur „spürbaren Förderung des Wohnungsbaus“ schlägt der Verband die Einrichtung eines Fonds vor, den private Investoren, Banken und Versicherungen füllen sollten. Der nötige „Durchbruch im privat finanzierten Wohnungsbau“ sei aber nur sinnvoll, wenn dabei die Mieten bezahlbar bleiben — und das hänge von den Kommunen ab. Zimmermann würdigte das Beispiel Halle, wo Bauland billig an private Wohnungsbauinvestoren abgegeben wurde, während in Dresden und Leipzig Grundstücke zu Westpreisen verkauft würden.

In ganz Deutschland legte die Baubranche um real acht Prozent zu; im Osten erreichte sie überdurchschnittlich ein Volumen von 22 Prozent. Die (Männer-)Arbeitsplätze werden zunehmend sicherer: Im September verloren — für Ostverhältnisse ungewöhnlich— nur 0,7 Prozent ihren Job. Für mindestens noch drei Monate sind die Auftragsbücher in den meisten sächsischen Bauunternehmen gut gefüllt. Eine Flaute im Frühjahr könnte drohen, wenn Kommunen wieder verspätet ihre Haushalte verabschieden und sich nicht schon vorher zu Auftragsvergaben entschließen.

Etwa 100.000 Menschen in Sachsen arbeiten beim Bau. Nur ein Viertel der Bauinvestitionen wird von Firmen aus dem Westen übernommen.

Das Ifo-Institut München hat für Ostdeutschland bis zum Jahr 2005 einen Baubedarf von 2,4 Billionen DM prognostiziert. Für diese Leistung seien jährliche Steigerungsraten von mehr als zwanzig Prozent nötig, so Zimmermann. Neben dem Abbau bekannter Investitionshemmnisse, wie offene Vermögensfragen und zu spät verabschiedete öffentliche Haushalte, fühlen sich die Verbandsvertreter vor allem durch das öffentliche Planungsrecht gehemmt. Auch bei der Planung von Verkehrswegen müsse das Verfahren schneller gemacht werden. Der Bauboom brauche „kühne Ideen“.

Der Sächsische Bauindustrieverband, als Interessenvertreter von 350 Unternehmen der größte in den neuen Bundesländern, wappnet sich bereits für die neue Tarifrunde: 1993 sei eine Anhebung der Löhne über die derzeit gültigen 77 Prozent der Westlöhne völlig indiskutabel. Die im April bundesweit in Kraft tretenden neuen Tarife dürften nicht höher liegen als die Inflationsrate. Und auch Öffnungsklauseln für existenzgefährdete Ostfirmen müßten möglich sein, forderte Zimmermann. Detlef Krell

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