piwik no script img

Oper ohne Opernchef

■ Die Entscheidung, wer Bremens Generalmusikdirektor wird, muß evtl. verschoben werden

Vor wenigen Tagen bekam unser Philharmonisches Staatsorchester die beiden Favoriten vorgesetzt und mochte sich für beide nicht so recht begeistern: Michael Lloyd aus London dirigierte am Samstag den „Figaro“; Simone Young aus Köln hatte sich eine Woche zuvor mit dem „Boccanegra“ präsentiert. Das Orchester aber, verwöhnt von Marcello Viottis Grandezza, würde nach den beiden Abenden am liebsten die Entscheidung vertagen, wen es gern als Viottis Nachfolger hätte.

„Wir bräuchten schon eine etwas größere Auswahl!“ So drückt es Herbert Stern aus, der Geschäftsführer des Orchesters. Die Frage ist, ob jetzt noch eine neue Kandidatenrunde zusammengetrommelt werden soll, und zweitens, ob man dazu noch Zeit hat.

Vor allem Heyme, der Intendant des Goethetheaters, bräuchte den oder die neue Generalmusikdirektorin nach Viottis Entflattern dringend als Opernchefin. Aber auch Heyme ist einer zweitbesten Lösung nicht eben zugeneigt; gefragt, ob er einen Aufschub der Entscheidung ertrüge, sagte er: „Das wäre mit mir schon zu machen.“ Er, der nun ohnehin schon notgedrungen selber an der Planung der übernächsten Opernspielzeit bastelt, ist inzwischen von einem gewissen Ingrimm beseelt: „Bisher machen wir das eh alles allein; dann können wir's auch weiter.“

Kulturstaatsrat Schwandner will dagegen unverdrossen an seinen beiden Kandidaten festhalten: „Einer von beiden wird's.“ Morgen fährt er mit Senatorin Trüpel nach Köln, um sich Simone Young noch mal anzuhören; am 20. Oktober dann soll in großer Runde mit Heyme, dem Orchester und der Kammerphilharmonie die erste Entscheidung fallen, auch wenn nicht grad die allererste Wahl geboten ist. „Entscheidend ist doch, daß wir jemand kriegen, der hier ist und die ersten paar Jahre nicht nach Weltruhm schielt.“ Herbert Stern vom Orchester hält andere Vorlieben dagegen: „Lieber ein Weilchen eine Größe als ein Mittelmaß auf lange Zeit.“ Im November soll, nach altem Zeitplan, schon die Kulturdeputation entscheiden, bloß wie. schak

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen