piwik no script img

Hinterhältiger Populismus

Dem Viertel helfen. Dieses Motto stellte der Senat gestern über den Beschluß, den Drogenstrich schlicht zu zerschlagen. Ein verlogenes Motto. Das wirkliche heißt: Die SPD retten. Das 32-Prozent-Ergebnis der Meinungsumfragen ist der SPD offenbar so aufs politische Hirn geschlagen, daß außer schlichtem Populismus nicht mehr viel haften geblieben ist. Das Viertel als städtischer Mikrokosmos hat außer einem größeren Polizeiaufgebot nichts von der Entscheidung. Da drogensüchtige Frauen nicht per Senatsbeschluß von ihrer Krankheit geheilt werden, müssen sie auch weiterhin ihre Körper verkaufen. Wenn nicht geduldet in der Friesenstraße, dann eben verfolgt in der Humboldt- oder Horner Straße.

Auch das Koalitionsklima spielt bei diesem so emotional besetzten Thema für die SPD keine Rolle mehr. Im Koalitionsausschuß vermieden die Sozialdemokraten eine offene Debatte und flüchteten sich in die Kenntnisnahme des van Nispen-Papiers, um dann im Senat die Abwesenheit zweier Befürworterinnen auszunutzen und die Entscheidung durchzupeitschen. Jetzt soll der liberale Innensenator ein so nicht lösbares Problem lösen, dessen Dimension erst durch die Politik seines SPD-Vorgängers mitentstanden ist. Diese Politik ist nicht nur populistisch verbohrt, sie ist auch hinterhältig. Holger Bruns-Kösters

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen