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Waffenstillstand in Mosambik in Kraft

Mosambiks Parlament ratifiziert Friedensabkommen zwischen Regierung und Renamo-Rebellen/ Wachsende Nahrungsmittelknappheit nährt Sorge vor einem „zweiten Somalia“  ■ Von Dominic Johnson

Das Parlament Mosambiks hat am Montag abend das am 4. Oktober zwischen der Regierung und der Rebellenorganisation „Renamo“ unterzeichnete Friedensabkommen ratifiziert und damit den darin vorgesehenen Waffenstillstand in Kraft gesetzt. So ist der seit 17 Jahren andauernde Bürgerkrieg, der eine Million Tote forderte, offiziell beendet.

Kommt nun endlich Frieden? Die Renamo hat nach eigenen Angaben 21.000 Kämpfer unter Waffen, die Regierungsarmee verfügt über 45.000 bis 100.000 Soldaten. Nach dem Vorbild Angolas sollen Teile von beiden eine kleine nationale Armee bilden; der Rest — ein Großteil der Regierungsstreitkräfte und 6.000 Renamo-Angehörige — wird demobilisiert. Nächstes Jahr sollen dann freie Wahlen stattfinden, zu denen die Renamo als Partei kandidiert.

Doch die Schwierigkeiten sind enorm: Die teils als unkontrollierte Banden agierenden Renamo- Kämpfer müssen zusammengezogen und abgerüstet werden. Dafür ist internationale Hilfe erforderlich, wie auch für die Wiedereingliederung demobilisierter Soldaten in das Zivilleben. Nach Einschätzung von an den Friedensverhandlungen beteiligten Diplomaten werden abgerüstete Kämpfer allerhöchstens ihre Entlassungspapiere, Geld für die Heimreise und etwas Saatgut erhalten — kaum genug für ein neues Leben.

Denn die Dürre im südlichen Afrika hat Mosambiks Landwirtschaft schwer getroffen. Die Getreideernte dieses Jahr liegt 65 Prozent unter dem Durchschnitt, bei Mais beträgt der Ausfall 40 Prozent. Der Nahrungsmittelimportbedarf für 1992/93 liegt nach Angaben der Deutschen Welthungerhilfe bei 1,2 Millionen Tonnen, wovon nur 71.000 auf dem Weltmarkt gekauft werden können.

Die internationale Hungerhilfe lief bisher nur schleppend an. Zwar sind mehrere Hunderttausend Tonnen Lebensmittel in die Hauptstadt Maputo geliefert worden; der Transport in die Hungergebiete des Landesinneren aber wird durch Überfälle behindert. Ein am 17. Juli geschlossenes Abkommen zwischen Regierung und Renamo sah vor, daß Lebensmitteltransporte unter Flagge der UNO oder des Internationalen Roten Kreuzes (IKRK) und ohne Militäreskorte nicht angegriffen werden sollten. In der Praxis jedoch blieb dieses Abkommen wegen Plünderungen durch bewaffnete Banden reine Theorie, und auch der Waffenstillstand wird daran wohl wenig ändern. Ein UNO-Vertreter in Mosambik hat Fahrern von Lkw mit Hilfsgütern sogar empfohlen, sie sollten bei Angriffen ihre Nahrungsmittel einfach aushändigen. Der UNO- Direktor für humanitäre Angelegenheiten, Charles Lamuniere, warnte bereits im September vor einem „zweiten Somalia“ — auch dort gelangte bis vor wenigen Monaten Nahrungsmittelhilfe kaum über die Hauptstadt hinaus.

Die Situation hat auch groteske Aspekte. Da Geld leichter zu transportieren ist als Getreide, verkaufen Schwarzhändler die in Maputo angehäuften Lebensmittel gegen US-Dollars und südafrikanische Rand ins Ausland und schicken die harte Währung zu ihren Verwandten im Landesinneren. Diese können dafür Nahrungsmittel aus Simbabwe erwerben — täglich werden an der simbabwisch- mosambikanischen Grenze zehn Schmuggler gefaßt.

Gravierender aber sind die wachsenden Wanderungsbewegungen. „Jetzt ist das kritische Stadium erreicht, wo die Bevölkerung überhaupt nichts mehr hat“, sagt Jean-Daniel Tauxe, Mosambik- Generaldelegierter des IKRK. „Als einziger Ausweg bleibt die Flucht ins Ausland.“ Nach Simbabwe kommen seit August wöchentlich 5.000 mosambikanische Hungerflüchtlinge — vorher waren es 3.500. Innenminister Dumiso Dabengwa: „Jede Woche finden wir auf den Straßen Leichen von Flüchtlingen.“ Malawi, wo bereits 1,2 Millionen Mosambikaner leben, empfing im Juli und August 40.000 Neuankömmlinge. Und das südafrikanische „Rural Advice Centre“ berichtet von einer „Massenflucht“ über den elektronischen Grenzzaun, der Mosambik von Südafrika trennt.

Auch innerhalb Mosambiks ziehen Millionen von Menschen auf Nahrungssuche umher — darunter viele Renamo-Kämpfer, die sich traditionell durch Überfälle ernährten und jetzt keine Dörfer mit Nahrung zum Plündern mehr finden. So kann Mosambiks Hunger paradoxerweise auch den Frieden fördern. „Wenn ich meinen Männern befehle, ihre Waffen niederzulegen, werden sie es tun“, behauptete die Nummer drei der Renamo, „General“ Veira Chimuadza, kürzlich gegenüber Journalisten: „Sie sind begierig, es zu tun.“ Noch, sagt er, werden seine Soldaten dreimal wöchentlich von Südafrikas Armee mit Lebensmitteln versorgt — der südafrikanische Krüger-Nationalpark liegt nur sechs Kilometer entfernt.

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