piwik no script img

Erst die Schaben raus und dann die Mieter?

■ Grindelhochhäuser: Schädlingsbekämpfung offenbar nicht ordentlich durchgeführt / Wer muß die Wohnungen sanieren?

: Schädlingsbekämpfung offenbar nicht ordentlich durchgeführt / Wer muß die Wohnungen sanieren?

Die Schädlingsbekämpfung der Firma Rentokil — in den vergangenen Jahren regelmäßig in den Grindelhochhäusern betrieben — wurde offensichtlich nicht sachgerecht durchgeführt. Außerdem waren ihre Kammerjäger ohne Erlaubnis und in Abwesenheit einiger MieterInnen in Wohnungen der Oberstraße 14 a eingedrungen, um mit Pyrethroiden gegen Schaben vorzugehen. Dies wurde am Dienstag abend in einer Anhörung des Umweltausschusses der Bezirksversammlung Eimsbüttel deutlich.

Aufgrund zahlreicher Klagen von MieterInnen hatte das Bezirksamt im September auf Initiative der GAL fünf Wohnungen der Oberstraße auf Rückstände des Schädlingsgiftes hin untersucht. Sie fanden Pyrethroid-Konzentrationen zwischen 2,1 und 55,4 Milligramm pro Kilogramm Staub. Zu viel, wie die Betroffenen heute wissen. Denn zu diesen Werten hat sich mittlerweile auch das Bundesgesundheitsamt (BGA) geäußert. Wie am Dienstag Peter Boldebuck aus der Hamburger Gesundheitsbehörde berichtete, wertet das BGA eine Schädlingsbekämpfung als „nicht ordentlich durchgeführt“, wenn ein Milligramm Pyrethroide im Kilogramm Staub gemessen werde. Zu einem ordnungsgemäßen Verfahren gehöre laut BGA die anschließende Entgiftung der Wohnung. Das ist allerdings lediglich eine Empfehlung, einen gesetzlich festgelegten Grenzwert für Pyrethroide gäbe es nicht.

Auch ein Vertreter von Rentokil saß am Dienstagabend auf dem Podium. Jürgen Althoff, verantwortlich für die Schädlingsbekämpfung von Rentokil in Deutschland, erklärte, daß seit Mitte der 90er Jahre in den Grindelhochhäusern nur noch „Pyrbek“ eingesetzt worden sei. Ein Insektengift mit dem zentralen Wirkstoff Naturpyrethrum, der in kurzer Zeit im Licht zerfiele. Ein „Inspektionspräparat“, das die Schaben aus ihren Verstekken treiben soll, um festzustellen, ob es Befall gibt.

„Lügen und Rumschleimen“, so die Kommentare der aufgebrachten MieterInnen für diese Darstellung. Zwar seien die Kammerjäger regelmäßig — auch ohne vorher eine Erlaubnis einzuholen — in ihre Wohnungen eingedrungen. Doch anschließend sei nie jemand gekommen, um nachzusehen, ob denn das Spray die Schaben aus den Ritzen getrieben habe. „Dann kommen die Schaben hervor, aber Rentokil nicht“, so ein Mieter aus der Oberstraße, da würde doch was nicht stimmen. „Erstunken und erlogen“ sei das mit dem Inspektionsspray und daher ein Fall für die Staatsanwaltschaft, meinte auch Thomas

1Kleineidam von der GAL-Fraktion dazu. Hätte die Firma tatsächlich nur kurzlebiges Pyrethrum eingesetzt, wären die langlebigen Pyrethroide doch nicht im Staub der

1betroffenen Wohnungen gefunden worden.

Völlig unklar ist jetzt, wer für die Sanierung der belasteten Wohnungen zuständig ist. Vera Stadie

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen