Unterm Strich

Die offizielle DDR-Kulturpolitik hat nicht nur im Fall Biermann vorexerziert, welche Chancen sie im Umgang mit ostdeutschen Künstlern und Intellektuellen verspielte. Das räumen rückblickend inzwischen auch Leute wie der einst einflußreiche, jetzt unter Stasi- Verdacht geratene Präsident des ehemaligen DDR- Schriftstellerverbandes, Hermann Kant, ein. Die sich allerorten öffnenden DDR-Archive fördern nun auch genügend andere abschreckende Beispiele zutage, wie den „Fall Peter Huchel“ und dessen Kaltstellung 1962/63 als Chefredakteur der renommierten Literaturzeitschrift Sinn und Form, die von der Ostberliner Akademie der Künste noch heute — nunmehr im 44.Jahr— herausgegeben wird. Die Zeitschrift selbst liefert in ihrer jüngsten Ausgabe gespenstische Einblicke in Sitzungsprotokolle, Briefe und Aktenvermerke — bis hin zu einem für das Verhältnis Akademie—SED offenbar kennzeichnenden Vorschlag des Präsidenten Willi Bredel vom 17. September 1963. Darin soll die „Ideologische Kommission“ des SED- Zentralkomitees „ersucht werden zu sagen, ob die Akademie in dem Sinne... verfahren kann, Huchel auf Grund seines Verhaltens aus der Akademie auszuschließen“. Bredel fleht in einem Brief vom 12. Dezember Hager regelrecht an, „endlich eine klare Entscheidung in Angelegenheit Peter Huchels zu treffen“. Und in einer Plenarsitzung der Akademie rät ihr eigener Präsident genau zu jenem Weg, der im Fall Wolf Biermanns dann als Künstleraustreibung von der SED auch praktiziert wurde: „Ich würde ihm (Huchel) die Ausreise gewähren, aber nicht die Wiedereinreise.“ Huchel wurde schließlich nicht ausgeschlossen und konnte 1971 in den Westen übersiedeln, wo er 1981 starb.

Marlene Dietrichs Leben soll für das Fernsehen verfilmt werden. Für die Hauptrolle kommen nur Michelle Pfeiffer oder Madonna in Betracht. Dies teilte Fritz Diekmann, Vizepräsident der zur Kirch-Gruppe gehörenden International Television Trading Corporation, am Rande der Fernsehmesse MIPCOM in Cannes mit. Derzeit arbeitet Artur Kopit an den Drehbüchern. 1993 soll mit der Produktion des Zweieinhalb-Stunden-Films begonnen werden.

Der Chorus Musicus Köln und Das Neue Orchester unter der Leitung von Christoph Spering haben beim „Festival International de Picardie“ ein Krönungsoratorium rekonstruiert, das zumindest teilweise bei der Krönung Napoleons aufgeführt wurde. Der Komponist Jean-Francois Lesueur war Lehrer von Hector Berlioz Charles Gounod. Lesueurs ästhetische Programmatik kündigt die Romantik an. Nach der Aufführung wurde das „Oratorio de Couronnement“ für CD bei Opus 111 produziert. Damit könnte ein stilistischer Aspekt der Musikgeschichte, nämlich ein Bindeglied zwischen Sturm und Drang, wiederbelebt werden.