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Mißtrauen gegen Basisbewegung

■ Die ostdeutsche Betriebsräteinitiative stößt bei der IG Metall nach wie vor auf Ablehnung: kein Platz für Engagement

Die Situation ist verfahren, und es zeichnet sich auch auf dem Gewerkschaftstag der IG Metall keine Besserung ab. Die Mitglieder der ostdeutschen Betriebsräteinitiative verstehen ihre Gewerkschaft nicht mehr. Kurz vor dem Gewerkschaftstag, anläßlich der Betriebsrätekundgebung in Bonn Anfang September, hatte sich IG- Metall-Sprecher Jörg Barczynski noch einmal klar von den Aktivitäten der Initiative distanziert. Zur Begründung führte er an, eine Interessenvertretung der Arbeitnehmer neben den Gewerkschaften spalte und schwäche die Arbeitnehmer. „Aber die Gewerkschaft stellt sich doch selbst daneben“, ereifert sich kopfschüttelnd der Betriebsrat eines Ostberliner Großbetriebs, der einfach nicht begreifen kann, was daran schlimm sein soll, wenn die aktive Basis sich selbständig bewegt und damit Öffentlichkeit für die katastrophale Entwicklung in Ostdeutschland schafft.

Der Betriebsrat aus dem IG- Metall-Bezirk Berlin-Brandenburg ist inzwischen gewarnt. Seinen Namen will er in der Zeitung nicht genannt haben, denn der innergewerkschaftliche Druck auf jene, die sich in der Betriebsräteinitiative engagieren, ist groß. In einem offenen Brief an die Delegierten des IG-Metall-Gewerkschaftstages hat die Initiative noch einmal versucht, ihre Motive zu erklären. Angesichts der dramatischen Situation in den ostdeutschen Betrieben habe man nicht „einzelgewerkschaftlich getrennt, sondern mit allen Gewerkschaften zusammen“ unter dem Dach des DGB agieren wollen. Angesichts der neuerlichen zur Jahreswende von der Treuhand angekündigten großen Entlassungswelle in Ostdeutschland wollen die Betriebsräte im November einen weiteren „gewerkschaftsübergreifenden Betriebs- und Personalrätekongreß“ organisieren. Dafür suchen sie die Unterstützung durch den DGB, die IG Metall und die anderen Einzelgewerkschaften.

Es scheint, als sei diese Hoffnung vergebens. Zumindest die IG Metall hat auf dem Hamburger Kongreß bisher keine Signale des Umdenkens gegeben. Ihr Mißtrauen gegen die Initiative, der man abwechselnd PDS-Unterwanderung und politische Naivität vorwirft, sitzt tief. Der DGB hat bisher noch keinen Laut von sich gegeben, weil die Abstimmung mit den Einzelgewerkschaften nur schwerfällig vorankommt und aller Voraussicht nach langsamer ist als die rasante Abwärtsentwicklung in den ostdeutschen Betrieben. Die ostdeutschen Betriebsräte haben keine langjährigen Erfahrungen mit den Empfindlichkeiten und Monopolansprüchen westdeutscher Gewerkschaftsapparate.

Deshalb können sie einfach nicht begreifen, warum eigentlich jede Aktivität, die nicht unter unmittelbarer Anleitung und Kontrolle durch den gewerkschaftlichen Apparat stattfindet, von Übel sein soll. „Eigentlich müßten sie doch froh darüber sein“, meint der Betriebsrat, „wenn wir durch unsere Aktionen öffentlichen Druck erzeugen.“ Aber die Resignation in seinen Augen verrät, daß er sich eigentlich keine Hoffnung mehr macht.

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