Soundcheck: Manhattan Transfer / Melissa Etheridge / Ronny Jordan

SOUNDCHECK

Heute abend: Manhattan Transfer. Den Namen hat das paritätisch besetzte Ensemble aus einem Roman des Schriftstellers John Dos Passos entnommen; die Zutaten für ihr erfolgreiches Rezept besorgen die New Yorker aus verschiedenen musikalischen Richtungen. Ihr Gesang erinnert eher an Pop-Gruppen und ihre Melodien haben Jazz-Fundamente. Tim Hauser hat das wohl bekannteste Gesang-Ensemble der Welt im Jahr 1969 gegründet. Alan Paul und Janis Siegel sind seit zwanzig Jahren dabei. Cheryl Bentyne stieß zu der Gruppe nachdem Manhattan Transfer schon mit „Chanson D'Amour“ einen weltweiten Hit landeten. Die Schwerpunkte ihrer musikalischen Vorlieben ändern sich bei jeder neuen Platte. Mal singen sie nach Ellingtons Noten eigene Texte und mal interpretieren sie Kompositionen brasilianischer Liedermacher. Ihre letzte LP The Offbeat Of Avenues hat einen Hauch von Steely Dan. Dementsprechend bunt wird die Show sein. Nikos Theodorakopulos

Musikhalle, 20 Uhr

Heute abend: Melissa Etheridge. „Ach, das is‘ ja gar nich' die, die das Coca-Cola-Lied vor zwei Jahren so toll gesungen hat“, mag sich so mancher gesagt haben, der das neue Album der amerikanischen Rock-Röhre Melissa Etheridge erstanden hat. Mit dusseligem Pony bis über die Augen und einer ansonsten auch echt goilen Mähne posiert die 31-jährige Rauch-Kehle auf dem Cover ihres dritten Albums Never Enough, das genreüblich sowohl mit powerigen Pop- Rock-Stücken als auch mit super- sanften Kuschel-Balladen aufwartet. Der Unterschied zu Cola-Girl Robin Beck also ist in nur unwesentlichem Maße hör- und sichtbar. Dafür allerdings erhebt Melissa Etheridge den Anspruch, eine echte Songwriterin zu sein. Bei „2001“ webt sie so auch ein paar schlappe Dance-Grooves in ihr Kompositions-Geflecht ein - man geht ja mit der Zeit. Das Ergebnis ist so öde wie die ganze Blues-Rock-Soße der Dame aus Kansas - steril, belanglos, komplett überflüssig. gag

Sporthalle, 20 Uhr

Gehört: Ronny Jordan. Wer gehofft hatte, daß Ronny Jordan dem samtigen Parkplatz gefälliger Kompositionen, wie er ihn auf seiner Debüt-CD The Antidote präsentiert, live einige Kanten hinzufügen würde, lernte vielmehr, wie es noch samtiger geht. Der selbsternannte Enkel der Jazz-Gitarren-Legende Wes Montgomery kleidete mit seiner fünfköpfigen Band im Mojo-Club die Kategorie „jazzy“ mit allerschmusigstem Klang aus. Da Jordan selbst eine wirkliche Bühnenpräsenz abgeht, wie es sich besonders schrecklich bei seinen Publikums-Animationen kundtat, steht man im seichten Notenwasser und betrachtet sich stattdessen entspannt die Mithörer. Von dieser Seelenmassage mit Solisten-Öl begeistert, forderte das Publikum mehr als die eine obligatorische Zugabe, wurde aber abgewiesen. So jung und schon soviele Allüren? tlb

Außerdem: Die 80er-Polit-Rock- Legende Tom Robinson beginnt im Knust von vorne (20 Uhr).