: Aus Ruinen aufgebaut
■ Das Stadttheater Wilhelmshaven feiert 40. Geburtstag
Am 17. und 18. Oktober feiert Wilhelmshaven „40 Jahre Stadttheater“ und erinnert damit an eine, wie es in einer älteren Chronik heißt, „abenteuerliche Pionierleistung“.
Ein ungewöhnlicher Nachkriegs-Theaterneubau konnte im Oktober 1952 eröffnet werden. Der Marinestützpunkt lag in Trümmern, als kulturhungrige Bürger Ende 1946 beschlossen, die Ruine in ein Theater zu verwandeln.
Stadt und das Land Niedersachsen ließen sich finanziell einspannen. Wertvolle Baumaterialien lagen im Hafen. Gegen eine entsprechende Menge Schrott erlaubten die Briten die Verwendung von Flaktüren der ehemaligen deutschen Kriegsmarine als Dachträger. Bei Restaurierungsarbeiten tauchten Anfang der 80er Jahre außerdem U-Boot-Teile in der Bausubstanz auf.
Wilhelmshaven hatte immer nur provisorische Spielstätten gehabt. Mit dem neuen Stadttheater bekam es endlich auch ein ansässiges, allerdings kein eigenes Ensemble.
Die Landesbühne Niedersachsen Nord nutzt seit 1952 das Stadttheater als ihr Stammhaus. Es ist kurios: das Stadttheater hat kein eigenes Ensemble, die Landesbühne dagegen besitzt kein eigenes Haus. Letztere bestreitet aber den wesentlichen Teil ihrer Aufführungen im Stadttheater.
Mit der Eröffnungsvorstellung am 18. Oktober 1952 handelte sich die Landesbühne im übrigen einigen Ärger ein. „Hamlet“ stand auf dem Programm. Warum kein deutscher Klassiker wurde gemäkelt.
Den Titelhelden fanden seinerzeit die Wilhelmshavener reichlich alt. Es war Bernhard Minetti, damals 47, und als Star eigens für den feierlichen Anlaß engagiert.
Zu der Geburtstagsfeier am kommenden Wochenende gratuliert das überregional hochgelobten junges Ensemble der Landesbühne mit ihrer kürzlich uraufgeführten Eigenproduktion „Ufa- Revue“.
Güthlein/dpa
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