: Flüchtlinge: Firma droht
■ Metallbetrieb droht mit Schließung, wenn mehr Asylbewerber kommen
Hann. Münden (taz) — Die Firma Weser-Metall-Umformtechnik GmbH (WMU) in Hannoversch Münden im Landkreis Göttingen will ihr Werk schließen oder verlegen, wenn in der Stadt eine Zentrale Anlaufstelle (ZASt) für Asylbewerber eingerichtet wird oder im Dorfgemeinschaftshaus der Nachbargemeinde Volkmarshausen weiterhin Flüchtlinge untergebracht werden. Damit drohte der Geschäftsführer des Unternehmens, Wilfried Lengert, in einem der taz vorliegenden Brief vom 8.Oktober an Hann.-Mündens Stadtdirektor Karl-Wilhelm Lange (SPD). Die WMU beschäftigt 150 MitarbeiterInnen und ist damit einer der größten Betriebe in der Stadt.
Grund für das Schreiben ist die Befürchtung des Diplom-Ingenieurs Lengert, daß durch die Asylbewerber in Volkmarshausen sein Privatleben gestört und beeinträchtigt werden könnte. Die Privatgrundstücke Lengerts und seines Manager-Kollegen Hermann Röver grenzten nämlich unmittelbar an das Dorfgemeinschaftshaus. Deshalb, so heißt es in dem Brief, sei die Erholung, „die für unsere veranwortungsvolle Tätigkeit notwendig ist“, nicht mehr gewährleistet.
„Vom Verfall des Wertes unserer Objekte“ durch die Anwesenheit von Flüchtlingen in unmittelbarer Nachbarschaft wolle er, Lengert, „hier gar nicht reden“.
Der WMU-Geschäftsführer schreibt weiter, daß bei der vom Land Niedersachsen erwogenen Einrichtung einer ZASt in der von der Bundeswehr aufgegebenen Hann.-Mündener Kurhessen-Kaserne die Pläne seines Unternehmens, die Kaserne selbst für eine Firmenerweiterung zu nutzen, hinfällig würden. Schließlich könne man „aus Presse und Rundfunk tagtäglich von den zum Teil kriminellen Übergriffen lesen und hören.“ Sollten seine Forderungen nicht erfüllt werden, sei der Wegzug der Firma nur eine „verständliche Reaktion“, schreibt Lengert weiter. Ein zweites Schreiben enthält eine weitere massive Drohung gegenüber dem örtlichen Stadtdirektor Lange: „Solange Sie hier Stadtdirektor sind, wird die Firma WMU keine Erweiterungen und zusätzlichen Investitionen sowie Schaffung von weiteren Arbeitsplätzen vornehmen.“ Man werde sich aber diesen Drohungen keinesfalls beugen, versicherte die Stadt. Reimar Paul
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