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"Euphorisiertes Arbeiten"

■ Pink Turns Blue, eine weitere deutsche Band, die nach England ging, präsentiert morgen abend das Ergebnis des Wechsels

INTERVIEW

»Euphorisiertes Arbeiten«

Pink Turns Blue, eine weitere deutsche Band, die nach England ging, präsentiert morgen abend das Ergebnis des Wechsels

Wegen besserer Arbeitsmöglichkeiten entschloß sich der Sänger und Gitarrist Mic Jogwer mit seinem Trio Pink Turns Blue aus Deutschland fort und nach England zu gehen. Dort entstand auch dessen neue Platte Sonic Dust (Rough Trade). Pink Turns Blue setzten darauf fort, was mit drei vorangegangenen Alben begonnen worden war: Ein Höchstmaß an atmosphärischen Klängen und fett produzierten Gitarren mit einer vom Berg herunterklingenden Stimme zu verbinden. Sonntag abend präsentieren sie ihr viertes Werk live in der Markthalle. Mit Mic Jogwer und dem Schlagzeuger Louis Pablo sprach vorab Kristof Schreuf.

Euer Gruppenname und der Titel der neuen Platte suggerieren eine bildhafte Anlage eurer Musik.

Mic Jogwer: Ich sehe uns auch nicht soweit von der Arbeit eines Malers entfernt, auch wenn ich weder gut mit einem Pinsel umgehen kann, noch gut Gitarre zu spielen in der Lage bin.

Ich meinte eigentlich die aus allen Songs hervorlugende Gewißheit, daß man sich auf die sehr weite Auslegbarkeit aller Sounds und Texte verlassen kann. Es erscheint mir so, daß eure akustischen Nachstellungen eines Gemäldes, eines Lebensberatungsbuches oder einer Fahrrad-Tour im Arrangement letztlich auf das Gleiche hinauslaufen.

Louis Pablo: Sonic Dust ist einfach eine Sammlung unserer Ideen der letzten Monate. Es sind verschiedene Einflüsse darauf zu hören, und bei dieser Platte hat es mit Mic auch zum ersten Mal eine Arbeitsteilung beim Songwriting gegeben. Für das Bandgefühl bedeutete das einen enormen Auftrieb.

Die meisten Leute, die Sonic Dust bisher hörten, haben das auch begriffen. Von zu großer Auslegbarkeit war bei denen nicht die Rede. Ich habe deshalb den Eindruck, daß das Publikum uns immer besser versteht.

Ich empfinde eure Musik wie zum Aussuchen. Wer möchte, läßt sich fallen, entdeckt den eigenen Sinn für Theatralik oder genießt die selbstbewußte, romantische Verbrämung vieler möglicher Stilmittel.

Mic Jogwer: Wenn ich sage: „Die Welt ist romantisch!“, dann ist sie es auch. Wenn ich sage: „Laßt uns einen theatralischen Song schreiben“, weiß ich wofür.

Habt ihr, seit ihr in England wohnt, viele neue Kontakte geknüpft?

Mic Jogwer: Kommt darauf an, was du darunter verstehst. Musik und Musikmachen nimmt in England einen viel größeren Platz ein als in Deutschland. Das erleben wir jedes Mal, wenn wir ausgehen. Diese veränderte Situation bedeutet für uns, euphorisiert zu arbeiten.

Sonntag, Markthalle, 20 Uhr, gemeinsam mit James Ray Gangwar

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