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Urandealer auf Parkplatz gestellt

■ 2,2 Kilo möglicherweise atombombenfähiges Material bei München beschlagnahmt

Bochum/Berlin (taz) – Die Zollfahndungsstelle München beschlagnahmte bereits am Dienstag dieser Woche auf einem Rastplatz im Südosten der Stadt 2,2 Kilogramm stark strahlendes Uran. Ob es sich dabei um hochangereichertes, waffenfähiges Material, also Uran 235, handelt, konnte Justizzentrumssprecher Heinz Stocker noch nicht sagen. Das soll jetzt im Karlsruher Forschungszentrum untersucht werden. „Die Klärung wird wohl ein paar Tage dauern“, so Stocker. Die Polizei nahm sieben Leute fest. Gegen drei, die in dem Wagen mit dem brisanten Material saßen – einen Mann und eine Frau aus der Tschechoslowakei und einen Deutschen –, wurde ein Haftbefehl wegen Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz ausgestellt. „Ich hoffe, daß das Uran einigermaßen sicher verpackt war“, so der Sprecher. Bei der anschließenden Fahndung nach weiterem Uran in der bayrischen Stadt Rosenheim wurde die Polizei nicht mehr fündig: Sie entdeckte lediglich ein Auto, bei dem der Geigerzähler ausschlug, ohne daß sich noch radioaktives Material darin befand.

Seit Tagen kursieren Gerüchte, daß 20 Kilo möglicherweise waffenfähiges Uran und 600 Gramm Cäsium nach Deutschland geschmuggelt wurden. Davon hatten Informanten in einer Sendung von „Spiegel-TV“ berichtet, die selbst an dem letzte Woche in Frankfurt aufgeflogenen Schmuggel von 400 Gramm Cäsium 137 und 21 Gramm Strontium beteiligt waren. Die Schmuggler hatten sich untereinander zerstritten, als sie erkannten, daß mit dem gefährlichen Material keineswegs Millionen zu machen seien, wie ihnen offenbar ihre Zulieferer in Rußland erzählt hatten. Einige bekamen kalte Füße und informierten einen „Spiegel-TV“-Reporter, daß das Material in einem Schließfach des Frankfurter Bahnhofs und in einem BMW verstaut sei. Für einige Materialien hatten die Schmuggler sogar Expertisen von ehemals sowjetischen Kernforschungsinstituten; außerdem schickten sie dem Reporter ein Polaroidfoto eines der später beschlagnahmten Behälter.

Der Chef des Bundeskriminalamts, Hans-Ludwig Zachert, sprach gestern von einer bedrohlich anwachsenden Atomkriminalität. Über 100 Fälle von Lieferungen aus der ehemaligen UdSSR seien allein in diesem Jahr aufgedeckt worden. Im Vorjahr hatte die Polizei 29 solcher Schmuggelaktionen registriert. Die Polizei reagiere auf diese Art des Verbrechens „unerfahren, unversiert und unbeholfen“.

Bei dem in Frankfurt am vergangenen Freitag aufgeflogenen Cäsium-Schmuggel sind nach Angaben eines Sprechers der Bochumer Polizei, die in die Ermittlungen eingeschaltet ist, offenbar getarnte Polizeibeamte als Käufer aufgetreten. Ein hessisches MEK-Kommando hatte in der Mainmetropole einen deutschen und zwei polnische Männer während der Verkaufsverhandlungen am Freitag vor einer Woche festgenommen. Alle drei waren, so der Leiter der Bochumer Staatsanwaltschaft, Gustav Adolf Matshoff, „Transporteure und Anbieter“ des radioaktiven Materials. Bei den vermeintlichen Kaufinteressenten, die „weder geflohen sind noch verhaftet“ wurden, handelte es sich offenbar um Polizeibeamte. Bei der Verhaftungsaktion hat es laut Matshoff „keine Panne“ gegeben. Nach Informationen aus einschlägigen Kreisen hat es zwischen verschiedenen Landeskriminalämtern erhebliche Koordinationsprobleme gegeben. aje/J.S.

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