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Ein exklusiver, außergewöhnlicher Charakter

■ Zauberhafte Neuentdeckung: "Miss Dior", eine jugendliche Duftnote kraftvoll orchestriert / Hüllt jede Frau in Sehnsüchte / Handgebundene Schleifchen und Hahnentritt in Schwarzweiß...

/ Handgebundene Schleifchen und Hahnentritt in Schwarzweiß / Ein Banause outet sich

Eine ganz besondere Einladung flatterte uns dieser Tage in die Redaktion. Goldverziert und aufwendigst im Prägedruck-Verfahren Hahnentritt-gemustert kam sie daher.

Die exklusive Schrift sollte uns am gestrigen Montag ins Haus Karstadt Hamburg an der Mönckebergstraße locken — was ihr letztendlich auch gelang. Denn wer ließe sich schon freiwillig „Die zauberhafte Neuentdeckung von Miss Dior“ entgehen? Wir auf jeden Fall nicht. Schon gar nicht, wenn uns verkündet wird, die jugendliche Duftnote — worum es sich bei Miss Dior schlichtweg handelt — werde „kraftvoll orchestriert“ werden. An die erwarteten Häppchen dachten wir schon gar nicht mehr. Hauptsache dabei sein und mitschnüffeln, wenn es heißt, die Renaissance der ersten Parfumkreation des Mode-Moguls Christian Dior miterleben zu dürfen.

Das teure Wässerchen wurde im Jahre 1947 aus der Taufe gehoben und von Monsieur Dior mit den folgenden Worten beschrieben: „Diesen Duft habe ich kreiert, um jede Frau in Sehnsüchte zu hüllen und beim Öffnen des Flakons meine Kleider entstehen zu lassen.“ Jetzt kann frau sich wieder von diesen Versprechungen überzeugen. Im Original-Flakon — sagen wir doch einfach Flasche — und unverändert im Duft ist Miss Dior endlich wieder erhältlich. Extra-Bonbon: handgebundene Schleifchen.

„Mit seinem exklusiven und außergewöhnlichen Charakter ist Miss Dior zu einem der bekanntesten Symbole der Duftgeschichte geworden und erinnert an die dauerhafte Verbindung von Haute Couture und Haute Parfum“, erfahren wir weiter, als wir endlich im dritten Stock der Karstadt-Zentrale angekommen sind. Das ist ja schön. Doch wo ist das Orchester? Fast schon wollten wir der überaus freundlichen Presse-Dame diese Frage stellen, als uns aufging, daß es sich bei „orchestrieren“ vielleicht um eine überaus blumige, fast schon metaphorische Formulierung handeln könnte.

Doch wofür? War womöglich einfach die Präsentation durch die vielen in schwarzweißen Hahnentrittmuster-Kostümen gekleideten Duft-Damen gemeint? Oder die kunstvolle Art, in der die Fläschchen gestapelt worden waren?

Auch die Parfumtrainerin, die sich redlich abmühte, die Kundinnen an ihren Stand zu locken, wollten wir nicht zur Klärung des Geheimnisses heranziehen. Schließlich bestand die Gefahr, sich unendlich lächerlich zu machen, sich als Sprachkultur-Banause zu outen. Diese Gefahr erschien uns zu groß. Wir schossen ein paar nette Fotos, sackten eine „Miss Dior“-Probe beziehungsweise ein bißchen was

1„pour Homme“ ein und taten so, als wüßten wir genau, wo der Hahn längsläuft. Ein freundliches „Auf Wiedersehen“, und wir hatten es überstanden. Zurück in der sicheren Redaktion beschlossen wir, unsere Leser an den alltäglichen Abenteuern eines rasenden Reporters teilhaben zu lassen. We-

1nigstens einen Hauch davon wollen wir vermitteln und verlosen hiermit: 1. Eine angebrochene Probe- Packung Miss Dior (5 ml). 2. Eine ebenfalls schon angetestete Packung Eau de Savage, Natural Spray For Men (30 ml, Pumpsystem). 3. Nagelneu und verschweißt: Eau de Savage, Shampooing doux coiffant

1(100 mg).

Wir hoffen, hiermit in die Duftgeschichte einzugehen und bitten die Postkarten mit dem Stichwort „Lagerfeld“ an folgende Adresse zu richten: taz francaise, dependance Hambourg, Service de duft, Chemnitzstraße 78, 2000 Hamburg 50. Gregoire Gerlatterand

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