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Maastricht maskulin

■ Situation der Frauen verschlechtert sich

“Meine Position ist „nein“ zur EG, denn für Frauen bedeutet dies eindeutig eine Verschlechterung“, sagt Susanne Schunter-Kleemann. Sie ist seit fünfzehn Jahren in der Bremer Frauenbewegung aktiv, und richtet bereits seit Jahren ihr professionelles Forschungsinteresse auf das Thema EG und Frauenrechte.

Bei einem Vortrag im Frauenstadthaus in der letzten Woche machte sie an Beispielen deutlich, daß alle EG-Staaten patriarchalische Staaten sind: Männliche Dominanz wird durch Staat, der Recht-, Sozial- und Familienpolitik gefestigt. So sind beispielsweise Frauen in England auf dem Arbeitsmarkt zahlreich vertreten, erhalten aber keinerlei soziale Absicherung. Kindererzieung ist selbstverständlich noch immer Frauensache. Nur Dänemark spricht in seiner Gesetzgebung von „elterlicher Verantwortung“.

Deutschland ist im Vergleich zu den übrigen EG-Ländern das Land, „das die Frauen am stärksten zu Hause hält“, so Susanne Schunter-Kleemann. Sogar bei dem grundlegendsten Gesetz der Lohngleichheit ist eine sinkende Tendenz festgestellt worden. Dänische Frauen beispielsweise erhalten nur etwa 85 Prozent des Männer-Lohns.

Beim dänischen Referendum waren 57 Prozent der Nein-Sager Frauen. Alle Frauen aus den skandinavischen Ländern, so die Referentin, sehen ihre hohen sozialen Absicherungen bei einem Zutritt zur EG in Gefahr. Ihre Absicherungen werden größtenteils durch hochbesteuerte Waren wie Alkohol, Kaffee und Luxusgüter finanziert. Die EG-Richtlinien schreiben aber vor, daß die in Skandinavien extrem hohen Steuern auf Genuß- und Suchtmittel angeglichen werden sollen.

In fast allen EG-Ländern hinkt die Familienpolitik mit Krippenbetreuung und Kindergartenplätzen hinterher. „Beim Thema Krippenbetreuung ist Deutschland geradezu ein Entwicklungsland“, meinte Schunter-Kleemann. Für sie ist die EG ist „bisher eine Konzeption der Marktwirtschaft ohne soziale Komponente.“ vivA

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