piwik no script img

Krippe und Hort in Gefahr?

■ Verlangsamter Ausbau der Plätze für Klein- und Schulkinder

der Plätze für Klein- und Schulkinder

Eltern, die in den nächsten Monaten und Jahren auf einen Krippen- oder Hortplatz für ihr Kind hoffen, werden vermutlich eine herbe Enttäuschung erleben. Denn der Ausbau dieser Betreuungsplätze für die ganz Kleinen und Schulkinder wird sich stark verlangsamen. Derzeit droht sogar die Gefahr, daß die Planung völlig zum Erliegen kommt.

Nach Aussagen des Alternativen Wohlfahrtsverbands „Soal“ bekamen jetzt zahlreiche freie Träger, die sich um die Schaffung neuer Kinderläden mit Krippenplätzen (0-3jährige Kinder) bemühten, von der Schulbehörde (BSJB) eine Ablehnung mitgeteilt. Nur wenn die Eltern einen dringlichen Bedarf darlegen könnten, könne für die Bezuschussung der Plätze eine Ausnahmeregelung erteilt werden. Und das, obwohl in Hamburg mindestens 7535 Krippenkinder auf den Wartelisten (insgesamt rund 18000) geführt werden. Ähnliche Erfahrungen hatten Elterninitiativen in den vergangenen Wochen auch mit Hortplätzen gemacht. Dies sei ein scharfer Eingriff in das Selbstbestimmungsrecht Freier Träger und das Persönlichkeits- und Wahlrecht von Eltern, kristisierte Soal.

„Von einer echten Bedarfsdeckung im Krippen- und Hortbereich sind wir noch weit entfernt“, bestätigt auch der stellvertretende Amtsleiter, Jürgern Näther (BSJB). Dennoch seien die vom Senat im Kindertagestättenbedarfsplan verbindlich festgelegten Versorgungsrichtwerte für den Krippen- und Hortbereich weitgehend erfüllt. Die Stadt müsse danach bis zum Jahr 2000 im Krippenbereich 9000 Plätze schaffen (Bestand derzeit 7400) und im Hortbereich 17000 (Bestand 13000).

Probleme habe die Behörde jedoch mit der Schaffung der notwendigen Plätze für 3-6jährige (Elementarbereich). Ursprünglich hatte der Senat geplant, bis zum Jahr 2000 noch 12000 Plätze zu schaffen. Durch den an das neue Abtreibungsrecht gekoppelten Rechtsanspruch auf einen Elementarplatz ist Hamburg nun jedoch gezwungen, schon bis 1996 weitere 17000 Kinder zu versorgen.

Die BSJB will trotz der enormen Geldsummen, die für die Aufstockung im Elementarbereich notwendig sind, auch die Richtwerte im Hort- und Krippenbereich erfüllen. Was Hamburgs Finanzverwalter davon halten, ist noch unklar. Nicht völlig ausgeschlossen ist, daß die Finanzbehörde den Ausbau stoppen oder Hort- und Krippenplätze umwandeln will. Sannah Koch

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen