: Kein Interesse an Aufklärung
■ Verstärkte Polizeikontrollen gegen Junkies in der Kurfürstenstraße/ Mittwochsinitiative wirbt um Verständnis
Tiergarten. Die Polizei führt seit drei Wochen im Bereich der Kürfürsten- und Lützowstraße verstärkte Kontrollen durch, weil sich die Beschwerden der Anwohner gegen Lärmbelästigung durch den Straßenstrich, die zunehmende Beschaffungskriminalität und herumliegende Spritzen gehäuft haben. Kenner der Junkie-Szene auf der Kürfürstenstraße interpretieren das Vorgehen der Polizei so, daß die Drogenabhängigen in andere Stadtteile vertrieben werden sollen. Zunichte gemacht würden damit alle Bemühungen der Streetworker von Drogenberatungsstellen und der sogenannten Mittwochsinitiative, zu den Junkies Beziehungen zu knüpfen.
Die Mittwochsinitiative, ein Zusammenschluß von haupt- und ehrenamtlichen Helfern der Drogenberatungsstelle Fixpunkt und der Zwölf-Apostel-Gemeinde, existiert seit einem Jahr. Ziel ist es, den Junkies Aids-Prävention und Substitutionsangebote nahezubringen. Deshalb steht den Drogenabhängigen unter anderem jeden Mittwoch zwischen 18 und 22 Uhr der mobile Fixpunkt-Bus vor der Zwölf-Apostel-Gemeinde in der Kurfürstenstraße offen, wo auch gebrauchte Spritzen gegen neue eingetauscht werden können. Darüber hinaus versuchen die zum Teil selbst von HIV betroffenen Helfer der Mittwochsinitiative, bei den Anwohnern um Verständnis für die Situation der Drogenabhängigen zu werben und sie über die Mißstände der Drogenpolitik aufzuklären. Die Resonanz auf dieses in der Stadt bislang einzigartige Bemühen läßt jedoch leider sehr zu wünschen übrig. Die im Foyer der Zwölf-Apostel-Gemeinde aufgebaute Ausstellung „Die Junkies müssen weg!?“ zur Drogenproblematik um die Kurfürstenstraße – sie ist noch bis heute 18 Uhr zu sehen –, besuchen nur wenige Menschen.
Auf Stelltafeln wird die typische Drogenkarriere eines Fixers und der Kreislauf Beschaffungskriminalität, Knast, vergebliche Therapieversuche, wieder Knast sowie Lösungsmöglichkeiten von der Substitution bis zur staatlich kontrollierten Abgabe von Heroin in speziellen Räumlichkeiten beschrieben. Mit einem flächendeckenden Netz von Spritzen-Entsorgungsschächten, einer verstärkten Inanspruchnahme der BSR und der Gartenbauämter sowie durch die Aufstellung von mehr Papierkörben und Toiletten würden auch die Straßen und Spielplätze sauberer sein, heißt es. Interessierte, die sich engagieren wollen, können sich unter der Telefonnummer 6223915 melden.
Die Ausstellung ist vom 16. bis 21.11. im DRK-Heim in Oranienburg zu sehen. plu
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