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Soundcheck: Erosion / Saynho Namchalak & Ned Rothenberg / Penelope Houston

SOUNDCHECK

Heute abend: Erosion. Nach Veröffentlichung der zweiten Lp Thoughts machte das gewaltige Metalcore-Quintett seinem Namen auch bandintern sprunghaft Ehre. Christian Zenk, als Sänger der rethorisch zeitraffende Frontberg von Erosion, schloß sich zwischenzeitlich der befreundeten Pinneberger Metal-Band Nagasaki an. Michael Hankel, als Gitarrist auch noch für die Doom-Rocker Buxom Coxcomb und als Produzent u.a. für Andy Giorbinos Whiteouts tätig, hat sich kürzlich von Erosion getrennt. Das Konzert zur Veröffentlichung der neuen Lp Erosion 3 bestreitet die Gruppe deshalb zu viert. Diese Platte ist ein mit stierem Blick, appellativer Absicht und aus guten Gründen unternommener Versuch der Selbstentäußerung. Die Stücke tragen übersetzt Titel wie „Wirklichkeit“, „Rache“ und „Einsam“. Statt sich jedoch in den Texten auf naheliegende Ausführungen zu beschränken, führen Erosion vor, daß statt genreverpflichteten Grundsatzerklärungen das Anerkennen von Komplexitäten und deren Schilderung die im Augenblick haltbarste Argumentationsgrundlage darstellen. Kristof Schreuf

Störtebeker, 22 Uhr

Heute abend: Saynho Namchalak & Ned Rothenberg. Dünn besiedelt breitet sich zwischen Sibirien und der Mongolei das Land der Tuwiner aus. Dort wurde 1957 die Sängerin Saynho Namchalak geboren. Sie wuchs mit dem multikultu- rellen Erbe orientalischer Tradition auf und wechselte von Folk zu zeitgenössischer Musik. Seit einem Jahr

1tritt sie mit dem Saxophonisten Ned Rothenberg, der dem Kreis

der avantgardistischen Knitting-Factory angehört, auf.

Das Zusammenwirken von Altsaxophon oder Bassklarinette und Gesang paßt nicht zu bekannten musikalischen Mustern. Ned benutzt Zitate und Motive seiner Vorbilder, wie Thelonius Monk, um sie, Stück für Stück, auseinanderzunehmen und sie in seiner Welt der verschiedenen Klangschattierungen einzubeziehen. Saynho integriert zu diesen Klängen ihren übertonten Gesang. Es wäre jedoch ratsam, die Gläser aus dem Raum zu entfernen, denn Namchalaks Stimme soll eine Bandbreite von vier Oktaven besitzen. Nikos Theodorakopulos

Westwerk, 21 Uhr

1Morgen abend: Penelope Houston.

Das ehemalige Mitglied der SanFranciscoer Punk'n'Roll-Band Avengers hat über die Jahre eine Wandlung zur Ästhetik des Regentages durchlebt. Penelope Houston träumt, singt und erklärt in melancholischer Vollendung. Zum zentralen Klang der akustischen Gitarre webt ihre schöne Stimme Melodien aus Folk und Verstand, langsam, luzid und liebevoll.

Ihre letzte CD Birdboys aus dem Jahre '88 ist eine Kollektion des Angenehmen, ein Epos für Phantasten. Mit ihrer Band kommt sie für einen Überraschungsauftritt nach Hamburg, wo sie dann auch ihre Anfang nächsten Jahres erscheinende neue Platte andeuten wird. tlb

Knust, 23.30 Uhr

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