Nonstop nach Wien

■ Mäßiges Wachstum am Flughafen Hamburg / Keine USA-Direkt-Flüge

/ Keine USA-Direkt-Flüge

Bei der Vorstellung des Winterflugplans verschenkte Flughafen-Direktor Richard Schleicher gestern Taschenlampen an die Journalisten. Jetzt, wo die Ortsumgehung Fuhlsbüttel mit Volldampf gebaut werde, sehe man „Licht am Ende des Terminals“. Gelte es doch, den Hamburger Flughafen so zu modernisieren, daß er den Anforderungen der nächsten Jahrzehnte entspreche.

Spekulationen, wonach Bonn aufgrund der jüngsten Flugzeugkatastrophe in Amsterdam nun doch über einen Großflughafen in Kaltenkirchen nachdenkt, konnte der Flughafen-Chef weder dementieren noch bestätigen. Zwar führen in Fuhlsbüttel alle An- und Abflüge zwangsläufig über bewohntes Gebiet. Der Flugzeugabsturz sei aber nicht charakteristisch für einen stadtnahen Flughafen gewesen, wie es überhaupt zuvor noch nie auf der Welt zu so einem Unglück gekommen sei. Und sicherer wäre auch Kaltenkirchen nicht. Die Entfernung nach Hamburg ist in etwa dieselbe wie die von Amsterdam zum Flughafen Shipol.

Doch die Zeit für neue Großprojekte scheint eh vorbei. Allein um die 3-Milliarden-Investition für Fuhlsbüttel wieder hereinzubekommen, müßte die Zahl der Fluggäste jährlich um 4 bis 5 Prozent steigen. Ein recht ehrgeiziges Ziel, das 1992 noch nicht gesichert ist. Zwar stieg die Zahl der Passagiere bis August gegenüber dem Vorjahr um 8 Prozent, allerdings hatte der Flughafen 1991 erhebliche Einbußen durch den Golfkrieg zu verzeichnen. Die 6,9 Millionen Fluggäste von 1990 werden bis Jahresende wohl nicht wieder erreicht.

Passagierzuwachs hin oder her, das Angebot der wöchentlichen Inlandsflüge ist jedenfalls von 461 auf 520 wöchentlichen Starts kräftig gestiegen. Vor allem die größeren ostdeutschen Städte wie Berlin, Dresden und Leipzig, die noch keine gute Schienenverbindung haben, werden bevorzugt über die Luft angesteuert. Aber auch die Zahl der Flüge nach Frankfurt und München ist nahezu gleichgeblieben. Die Konkurrenz durch die ICE-Verbindungen hat sich hier noch nicht bemerkbar gemacht.

Da im Rahmen des EG-Binnenmarktes auch ausländische Fluglinien Inlandsflüge anbieten dürfen, wird der Wettbewerb hier noch schärfer werden. Als erste Linie fliegt ab Januar 1993 die schwedische SAS die Strecke Kopenhagen - Hamburg - Leipzig.

Besonders stolz ist man in Fuhlsbüttel auf zwei neue Direktverbindungen nach Rom und Wien. So fliegt die „Austrian Airlines“ täglich die Donau-Metropole an. Sensationell niedrig soll der Spritverbrauch des Regional-Jets sein, der jeden Samstag die italienische Hauptstadt ansteuert. Vorausgesetzt die Maschine ist ausgebucht, verbraucht der Flieger der „Canadair“ rund 50 Liter pro Person. Allerdings ist Kerosin wesentlich ozonschädlicher als normales Autobenzin.

Als „Tor zur Welt“ hat Hamburg übrigens eine empfindliche Imageeinbuße hinzunehmen: Aus Kostengründen mußte die Lufthansa die Nonstop-Transatlantikflüge nach New York und Miami einstellen. kaj