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"Ich stehe dazu, solange ich stehe"

■ Bürgermeister Klaus Wedemeier auf der meckerstunde der Schausteller beim Freimarkt

„Ich stehe dazu, solange ich stehe“

Bürgermeister Klaus Wedemeier auf der Meckerstunde der Schausteller beim Freimarkt

„Demnächst drück' ich dem Lahl den Schaschlik in die bloße Hand und gieß die Soße drüber.“ Karl-Heinz Fehrensen, Vorsitzender des Schaustellerverbandes, hatte gestern morgen die Lacher auf seiner Seite. Wie jedes Jahr zur „fünften Bremer Jahreszeit“ hatte die Arbeitsgemeinschaft der Selbständigen in der SPD die Schausteller der Bremer Freimarktes zum Frühschoppen geladen. Das ist eine Art sozialdemokratische Meckerstunde, in der die Schausteller ihr Herz ausschütten durften.

Wie hier zum Thema Verpackungsverordnung. Was Fehrensens Herz bedrückt, ist die künftige Eigenverantwortung der Budenbesitzer bei der Entsorgung ihres Papiermülls. „Zehn Container Müll für 16 Tage bei 3,5 Millionen Besucher, das ist doch eigentlich nicht viel“, fand Fehrensen.

Die Kritik stieß auf prominente Ohren. Weil sich sozialdemokratische Innensenatoren in Bremen rar gemacht haben, kümmerte sich gestern Bürgermeister Klaus Wedemeier persönlich um die Klagen der Budenbesitzer und Karussellbetreiber. Warum sind die Park & Ride-Plätze zum Freimarkt erst ab 16 Uhr freigegeben, obwohl der Markt um 12 Uhr öffnet? „Ich kümmere mich darum“, versprach Wedemeier.

Wie kommen die Besucher zum Freimarkt, wenn die Innenstadt autofrei gemacht wird? „Die Innenstadt wird nicht auftofrei gemacht, sondern der Pendelverkehr soll ausgegrenzt werden“, beruhigt der Bürgermeister. Kommen noch mehr Gebäude auf die Bürgerweide und schrumpft damit die Freimarktfläche? „Ich stehe zu meinem Wort, solange ich stehe“, antwortet Wedemeier. Der Bürgermeister hat den Schaustellern eine Mindestfläche von 100.000 Quadratmetern versprochen.

Die Zufriedenheit überwog, und so mußte denn die ehemalige SPD-Bürgerschaftsabgeordnete und Vizepräsidentin des Hohen Hauses, Anneliese Leinemann, noch einmal allen Unmut auf Achim Grunert richten. Grunert veranstaltet parallel zum Freimarkt in der Stadthalle V eine gigantische Pommes-Trink-es Bude mit freiem Eintritt und Live-Musik: „Bremen bei Nacht“. Jeden Tag bis morgens um drei darf der ehemalige Geschäftsführer der Astoria-Veranstaltungs-Gesellschaft offen halten, die Umsätze provozieren seit Jahr und Tag den Neid der Schausteller, die letzten Gäste rauben ihnen zudem auch noch den Schlaf.

„Grunert staubt von unseren Kunden ab“, beklagte sich dann auch endlich ein Schausteller, und das war das Stichwort für Marktmeister Wolfgang Ahrens vom Stadtamt. Der kündigte für das kommende Wochenende nächtliche Einsätze seiner Beamten an, die die Einhaltung der Schlußzeiten kontrollieren und Schallpegel- Messungen in der Umgebung der Halle V vornehmen sollen. Nur wenn es Verstöße gibt, „objektivierbare Fakten“, gibt es eine rechtliche Möglichkeit gegen Grunerts Veranstaltungen, ließ Ahrens durchblicken. Bürgermeister Wedemeier hielt sich da deutlich zurück: „Das ist ein klassicher Konflikt für die Interessenverbände, da sollen die sich selbst drum kümmern.“

Beschwerden auch über das Taxenunwesen am Rand des Freimarktes: Überhöhte Geschwindigkeit und Kavalierstarts wurden kritisiert, ein Fall für Rolf Hennings vom Bremer Verband der Taxi-Unternehmer: „Taxen fahren nicht zu schnell, sie fliegen nur zu tief.“ mad

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