Kein Haus für Flüchtlinge

■ 15 Frauen und Kinder aus Sarajewo suchen ein Haus in Oldenburg

„Damit wollen wir unsere Firma nicht beflecken.“ Diese und andere Antworten muß sich derzeit Klaus Hagedorn anhören, wenn er bei Besitzern leerstehender Häuser in Oldenburg anklopft. Hagedorn ist Sprecher der Katholischen Gemeinden in Oldenburg. Im Auftrag seiner Kirche soll er ein Haus für 15 Flüchtlinge aus Sarajewo suchen. Die Finanzierung ist geritzt: Die Kirche selbst will das Heim und die Verpfegung für die Flüchtlinge bezahlen, die Stadt Oldenburg hat die Krankenversicherungsbeiträge übernommen.

In Oldenburg ist die Auseinadersetzung mit ausländischen Flüchtlingen bislang ausgebleiben. Alle Asylbewerber werden von der Landesregierung in der Zentrale Anlaufstelle im Kloster Blankenburg weit vor den Toren der Stadt untergebracht.

Überwiegend sind es Frauen und Kinder, für die die Kirche jetzt das Haus sucht. „Menschen in einer besonderen Notlage“, meint Hagedorn. Nämlich Kroatinnen und Muslime, die mit serbischen Männern verheiratet sind. Gemeinsam hatten sie sich vor dem Krieg für ein friedliches Miteinader der Volksgruppen in Bosnien-Herzegowina eingesetzt. Jetzt werden sie dort als Verräter diskriminiert. weil sie mit Serben verheiratet sind.

Die Männer sind verschollen, zum Teil gefallen in einem Krieg, den sie nicht wollten. Frauen und Kinder werden zwischen den Fronten zerrieben. Selbst in den Flüchtlingslagern sind sie täglichen Repressalien ausgesetzt. Die Kinder können nicht in die Schule gehen, weil sie serbische Namen tragen. Vor Ort hatte sich der Franziskaner Marco Orsolic um Ausreisemöglichkeiten ins Ausland bemüht.

Seit Wochen nun sucht Klaus Hagedorn über Makler und Privatvermieter ein Haus für seine Flüchtlinge, die schon in der nächsten Woche ankommen sollen. Aber wo er auch anklopft, erhält er Absagen. „Angst vor einem unkalkulierbaren Risiko“, vermutet der Kirchesprecher. „Die Bilder aus Rostock und anderen Gemeinden ermutigen Hausbesitzer nicht gerade, an Flüchtlinge zu vermieten.“ Oldenburger Makler und Hausverwalter bestätigen dagegen: „Es gibt die Anweisung mancher Vermieter: Keine Ausländer.“ Und, so ein Verwalter: „Wir haben genug Interessenten, können es uns also leisten, nein zu sagen.“ Isabelle Yeginer