: Bremen-Norder wollen Zug bis Farge
■ Alte Gleise werden derzeit nur für Güterzüge genutzt / Umfrage in der City-Bahn
Bremen-Norder ZugpendlerInnen wünschen sich eine Zugverbindung vom Ortsteil Farge über Vegesack zum Hauptbahnhof. Das fand die „Arbeitsgemeinschaft für Energie- und Umweltfragen“ des Schulzentrums Vegesack heraus, die hunderte von Bremen-Norder Zugpendlern dazu befragte. Derzeit muß man mit dem Bus zum Bahnhof fahren und dort in die City-Bahn umsteigen.
Durch die Umfrage wird die schon lange in Bremen-Nord geführte Diskussion um die Wiederaufnahme des Personenverkehrs auf der Strecke der „Farge-Vegesacker Eisenbahn“ (FVE) mit neuen Gesichtspunkten belebt. FVE und Bundesbahn haben ihr Interesse an der Umfrage bekundet.
Hintergrund: Wer heute mit dem Zug von Bremen-Nord aus in die Innenstadt will, muß oft erst mit dem Bus zum Bahnhof Vegesack. BewohnerInnen aus Farge- Rekum etwa brauchen dazu über eine halbe Stunde. Bis 1961 konnte man auf der 10,4 Kilometer langen Privatbahnstrecke der FVE von Farge aus mit dem Zug direkt zum Bahnhof Vegesack und dann zum Bremer Hauptbahnhof kommen.
Von den insgesamt 582 befragten Bremen-Norder ZugpendlerInnen, die am 23. September von 5 und 9 Uhr zwischen „Bremen- Vegesack“ und „Bremen-Burg“ befragt wurden, würden rund 62,5 Prozent (364 Leute) das Angebot „auf jeden Fall“ (eine der Anwortmöglichkeiten) nutzen. Für 5,9 Prozent wäre „Zeitersparnis“ ein Argument und die restlichen 31,6 Prozent derjenigen, die mit „Nein“ antworteten, kommen aus Vegesack, Grohn und per Fähre aus Lemwerder. Für sie würde ein FVE-Personenzug keine Rolle spielen.
Glückliche Bremen-Norder PendlerInnen gebe es auch, wenn die Züge von Farge zudem direkt zum Hauptbahnhof durchfahren würden, ohne daß man im Bahnhof Vegesack umsteigen muß. Die Leute aus dem Stadtteil Blumenthal erhoffen sich davon eine wesentlich kürzere Fahrzeit und gegenüber den Bussen mehr Unabhängigkeit von Verkehrsstaus und schlechtem Wetter. Von 43 befragten Autofahrern, die bisher zum Bahnhof Vegesack ihre Benzinkutsche benutzen, würden 28 voll auf ÖPNV umsteigen.
Ein technisches Problem stellt sich aber bisher den Einsenbahn- Freunden entgegen: Personenzüge dürften beim derzeitigen Zustand des eingleisigen Bremen- Norder Schienenstranges mit 40 km/h nicht schneller als die Güterzüge für die Bundeswehr, die Bremer Woll-Kämmerei und das Kraftwerk Farge rollen. Für eine Instandsetzung hat die FVE kein Geld. Die Kosten dafür belaufen sich nach dem bislang vorliegenden Teil des vom Senat in Auftrag gegenbenen ÖPNV-Gutachtens für Bremen-Nord auf 28,7 Millionen Mark. ubu
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