Milošević bleibt Chef bei Sozialisten

■ Kämpfe zwischen Kroaten und Muslimanen gehen weiter

Belgrad/Zagreb (dpa) – Präsident Slobodan Milošević, der starke Mann Serbiens, bleibt Chef der alleinregierenden serbischen Sozialisten. Auf einem Parteitag in Belgrad erhielt er am Samstag 934 von 950 abgegebenen Stimmen. Gegenkandidaten waren nicht aufgestellt worden. Milošević kündigte an, daß er den Parteivorsitz ruhen lassen werde, solange er noch Präsident von Serbien ist. Der Generalsekretär der Partei werde ihn vertreten. Für Restjugoslawien wurden für den 20. Dezember Neuwahlen angesetzt.

Die Gefechte an der 70 Kilometer langen Front im Süden der Herzegowina dauern bereits den fünften Tag ununterbrochen an. „Die kroatische Infanterie, unterstützt von Panzern und schwerer Artillerie, greift pausenlos die serbischen Stellungen an“, meldete Tanjug. Gekämpft werde auch rund um die ostbosnischen Städte Foca, Gorazde, Kalinovik und Visegrad. Sarajevo wurde in der Nacht zum Sonntag erneut aus serbischen Stellungen beschossen.

Der unabhängige Belgrader Fernsehsender Studio B meldete am Sonntag, die Kämpfe zwischen Muslimanen und Kroaten in der herzegowinischen Stadt Prozor, 60 Kilometer westlich von Sarajevo, wie in Zentralbosnien dauerten an. In Sarajevo gingen am Wochenende die serbischen Angriffe auf die kroatisch-muslimanischen Verteidigungsstellungen weiter.

Sowohl Kroaten als auch Serben setzten nach Angaben von Radio Zagreb am Samstag ihre Vertreibungen von Angehörigen gegnerischer Volksgruppen fort. In der kroatischen Grenzstadt Novska trafen in der Nacht zum Samstag 387 Kroaten und Moslems ein, die von Serben aus West-Bosnien vertrieben wurden. Die kroatische Armee ihrerseits ging mit Vertreibungsmaßnahmen in der Region Dubrovnik gegen Serben vor.