: Nie wieder mit dem Auto zur Uni
■ Semesterticket: StudentInnen sollen auf ÖPNV umsteigen / 84% der Studis sagen ‘Ja‘
Mit einem Semesterticket will der AStA der Universität Bremen die StudentInnen zum Umsteigen auf Bus und Straßenbahn bewegen. Zwischen 40 und 80 Mark sollen die Studierenden ab dem Sommersemester 1993 mehr an Semestergebühren bezahlen; dafür sollen sie während der sechs Monate den gesamten ÖPNV in Bremen und umzu benutzen können. Der StudentInnenausweis wäre dann gleichzeitig auch Fahrausweis.
Was sich in Bremen noch in der groben Planung befindet, ist in anderen Universitätsstädten bereits erprobt: in Dortmund zum Beispiel zahlen die StudentInnen 80 Mark pro Semester für ein solches Ticket. Mit diesem relativ hohen Preis erschließt sich ihnen allerdings das ganze Ruhrgebiet.
An der Bremer Uni lief in den letzten Monaten eine Umfrage unter allen Studierenden, ob diese Idee überhaupt akzeptiert würde. Der erhöhte Beitrag müßte nämlich von allen bezahlt werden. Egal, ob sie den ÖPNV nutzen oder nicht. Gestern stellte die Arbeitsgruppe „ÖPNV/Semesterticket“ die Umfrage-Ergebnisse
hierhin bitte das
Schwarzfahrer-Schild im Bus
Nie wieder studentische SchwarzfahrerInnen...Foto: W. Steinberg
vor. Fazit: Gut 84 Prozent der Bremer StudentInnen sind für die Einführung des Semestertickets. Etwa 27 Prozent derjenigen, die den ÖPNV bisher nicht für ihre Fahrten zur Uni genutzt haben, erklärten sich bereit, auf Bus und Straßenbahn umzusteigen — bisher fahren 30 Prozent der Studierenden mit dem Auto zur Uni. Und gut die Hälfte der BSAG-NutzerInnen würden
vermehrt mit dem öffentlichen Personennahverkehr fahren. Doch bei den meisten gibt es für das Umsteigen eine Bedingung: Soll das Semesterticket eine Chance haben, müssen die ÖPNV-Verbindungen von der Stadt zur Uni erheblich verbessert werden. Dazu gehört ein Viertelstunden-Takt des Schnellbusses von der Uni zum Bahnhof. Parallel dazu wurde von StuidentInnen aus dem Bremer Norden die Einführung eines Uni-Busses von Bremen- Nord gefordert.
Nun will sich die BSAG in eine genauere Kostenkalkulation stürzen. Die bisherige Rechnung: Wenn — wie im Bundesdurchschnitt — etwa 25 Prozent der Bremer Studierenden mit Bus und Bahn fahren, müßten die 15.000 StudentInnen pro Nase 40 bis 50 Mark zusätzlich aufbringen, um das Semesterticket für die Verkehrsbetriebe kostenneutral zu gestalten. Der Preisvorschlag der BSAG liege aber nun bei 70 Mark, sagt Lars Jeschke von der AStA-Arbeitsgruppe: „Diese Kalkulation ist aber noch grob.“ Immerhin gut 11 Prozent der Studierenden wären bereit, mehr als 80 Mark für das Semesterticket zu bezahlen, gut die Hälfte möchte aber maximal 60 Mark anlegen. Bis zu einem annehmbaren Ausbau des Nahverkehrsnetzes soll es eine Härtefallregelung für AutofahrerInnen geben, die nachweislich nicht mit dem ÖPNV zur Uni kommen können. skai
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