Senatoren aus dem Weltall Von Andrea Böhm

Es herrscht ein hübsches Durcheinander im Land der unbegrenzten Unmöglichkeiten. In Washington bekriegen sich zur Zeit CIA, FBI und das Justizministerium in der Angelegenheit „Iraqgate“. Höchst spannend — nur kuckt wieder mal kein Schwein hin, weil der Wahlschlammkampf viel interessanter ist. Bill Clintons angebliche Ex-Geliebte hat ihr Wissen über physische Details des Präsidentschaftskandidaten noch einmal profitträchtig an Penthouse verkauft. Das Magazin kann somit ein paar Tage mit Madonnas neuestem „Wie werde ich noch reicher“-Manöver konkurrieren. Vor allem weil es rund vierzig Dollar billiger ist als das jüngste Opus der Pop-Ikone: das höchstpersönliche Softporno-Fotoalbum mit Tagebucheinlage; ein bißchen Designer-S&M für den Yuppie- Kaffeetisch.

Bei soviel Blickfang verliert man leicht die wahren Enthüllungen aus den Augen. Die Weekly World News, publizistische Zierde an Amerikas Zeitungsständen mit einem ausgeprägten Mut zur Fiktion und Fotomontage, ist nun endlich der Frage nachgegangen, die die Amerikaner wirklich interessiert: ob ihre Politiker eigentlich von dieser Welt sind. Eine gut unterrichtete, extraterrestrische Quelle packte aus: Mindestens fünf Senatoren stammen aus dem Weltall.

Einer, Senator John Glenn, kann sich jedes Dementi sparen. Nachdem er als erster amerikanischer Astronaut im Raumschiff um die Erde gurken durfte, machte er in seiner zweiten Karriere als Senator nie einen erd- und wahlkreisverbundenen Eindruck, was ihn dieses Jahr die Wiederwahl kosten dürfte.

Ein weiterer Senator, dessen menschliche Abstammung in Frage steht, ist der Republikaner Orrin Hatch aus dem Mormonenstaat Utah. Der hat sich durch notorisch sexistisches Verhalten im Kongreß einen so hohen Bekanntheitsgrad geschaffen, daß ihn diverse Frauengruppen gern für den ersten bemannten Flug zum Mars nominieren würden.

Weil die Weekly World News ein sehr leser- und servicefreundliches Blatt ist, hat sie in ihrer letzten Ausgabe Tips geliefert, wie man Außerirdische in der eigenen Nachbarschaft, in der Schule oder am Arbeitsplatz identifiziert. Seltsame Schlafgewohnheiten sind ein Indiz, notorisches Sammeln von Zeitungen und Magazinen ein weiteres, weil „Space Aliens“ vor allem damit beschäftigt sind, Informationen über Mutter Erde zu sammeln. Wenn sich dann noch herausstellt, daß der Betreffende mit High-Tech-Gerät, zum Beispiel Computern, ausgestattet ist, dann hat sich die Indizienkette fast geschlossen.

Theoretisch stünden jetzt alle Journalisten im Verdacht, für Mister Spock zu arbeiten, wäre da nicht noch ein weiteres Kriterium: physische Reaktion bei Kontakt mit Geräten, die elektromagnetische Wellen ausstrahlen. Wer also beim Anwerfen des Mikrowellenherds einen Akneanfall erleidet, der hat Anrecht auf ein Porträt in Amerikas UFO-Fachzeitschrift.

Von den fünf entlarvten Senatoren hat bisher nur Nancy Kassenbaum, Republikanerin aus dem US-Bundesstaat Kansas, Stellung bezogen und quasi ein Geständnis abgelegt. Als eine von drei Senatorinnen, umkreist von 97 männlichen Kollegen, käme sie sich andauernd vor „wie vom anderen Stern“.