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Die CDU-Spitze bestückt sich neu

Der „Aufschwung Ost“ findet nun auch in der CDU-Führungsriege statt/ Verlierer Rühe hatte keine „Hausmacht“ und zog hinter Seiters, Töpfer und Geißler nur ins Präsidium ein  ■ Aus Düsseldorf H.-M. Tillack

Düsseldorf (taz) – Das sei doch „völliger Quatsch“, wehrte der Sieger ab, daß nun die Ostdeutschen die Westdeutschen verdrängten. Und doch, trotz des Dementis von Heinz Eggert, haben der sächsische Innenminister und die aus Mecklenburg stammende Frauenministerin Angela Merkel die Wessis schlichtweg untergebuttert. Den sensationellen Wahlerfolg Eggerts begleitete ein ebenso gutes Ergebnis der Ministerin. Beide liefen mit identischen 762 von 968 Stimmen den drei westdeutschen Mitbewerbern um die vier Posten als stellvertretende Parteivorsitzende locker den Rang ab.

Arbeitsminister Norbert Blüm und der baden-württembergische Ministerpräsident Erwin Teufel konnten sich noch behaupten, weil sie mit Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg starke Landesverbände hinter sich hatten. So weit hielten die Absprachen, die die Landesverbände vorher getroffen hatten. Opfer des Aufschwungs Ost wurde allerdings Verteidigungsminister Volker Rühe, für den als fünfter bei dieser Reise nach Jerusalem kein Stuhl mehr übrigblieb. Auf ihn entfielen nur 502 Stimmen.

Hinterher war es plötzlich allen klar. Der Rühe aus Hamburg hat eben keine Hausmacht. Logisch, aus Ostdeutschland bekam er keine Stimme, weil er sich dort unbeliebt gemacht hatte. Zu seiner Zeit als Generalsekretär hatte er zu heftigen Attacken gegen die Blockflöten geblasen. Und natürlich, meinten die Analytiker nachher, habe sich Rühe zu schnell und zu früh als möglicher Kanzlernachfolger feiern lassen. Jetzt sei er wieder auf Normalmaß. Keinen könne das letztlich mehr freuen als den amtierenden Bundeskanzler, Helmut Kohl.

Dessen Wahlergebnis wurde vor dem Hintergrund des spannenden Rennens um den Vizevorsitz fast schon unter ferner liefen notiert. Mit 91,5 Prozent der Stimmen konnte er zwar nicht seinen Erfolg bei der letzten Wahl wiederholen, wo er als Kanzler der Einheit mit 98,5 Prozent eine honeckerähnliche Zustimmung erhielt. Aber eine Schlappe ist das Ergebnis von Düsseldorf nicht, zumal auch der von ihm vorgeschlagene Generalsekretär Peter Hintze mit 83,3 Prozent achtbar abschnitt.

Ihre Unabhängigkeit demonstrierten die Delegierten, als sie die sieben weiteren Plätze zu besetzen hatten, die im Präsidium neben den Ämtern der Vizevorsitzenden offen waren. Nach Innenminister Rudolf Seiters erzielte mit Umweltminister Klaus Töpfer ein Mann das beste Ergebnis, der schon lange nicht mehr Kohls Wohlwollen genießt. „Das Ohr des Kanzlers hatte er ja schon verloren“, kommentierte ein über Töpfers Erfolg erstaunter Christdemokrat. Jetzt, meint Töpfer wohl zu Recht, könne er sich gestärkt fühlen. Diejenigen, die in der Umweltpolitik eine „Atempause“ von ihm verlangen, mußten eine Schlappe einstecken.

Volker Rühe, der in diesem Wahlgang neu eingestiegen war, mußte sich dagegen mit Platz vier begnügen, noch nach dem Ex-Generalsekretär und Kohl-Kritiker Heiner Geißler, der nach seinem Absturz mit dem Gleitflieger nicht selbst anwesend war, sich jetzt aber in der Partei wieder im Aufwind fühlen kann. Kohl-Protegé Günther Krause dagegen schaffte erst nach einer Stichwahl im zweiten Anlauf den Sprung ins Präsidium.

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