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Pestizid in Bremer Trinkwasser-Brunnen

■ Stadtwerke fanden Unkrautvernichtungsmittel in leichter Konzentration / Behörden: Alles ungefährlich

Die Stadtwerke Bremen haben in einem Brunnen in Bremen-Nord bei Kontroll-Untersuchungen das Pestizid Bromacil nachgewiesen. Nach Angaben des Unternehmens handelt es sich dabei um eine Konzentration von 0,05 Mikrogramm pro Liter. Der Wert liegt deutlich unter dem in der Trinkwasser-Verordnung festgelegten Grenzwert von 0,1 Mikrogramm pro Liter.

Der Brunnen 10 der Stadtwerke liegt in der Nähe der Eisenbahnstrecke Blumenthal- Aumund, die von der privaten Farge-Vegesacker Eisenbahn- Gesellschaft betrieben wird. Hier soll auch die Quelle für die Verunreinigung des Grundwassers mit dem Pestizid liegen: Bromacil ist Bestandteil eines Unkrautvernichtungsmittels, daß Anfang der 80er Jahre in regelmäßigen Abständen auf den Gleiskörper gesprüht worden ist. Fließrichtung und Fließgeschwindigkeit des Grundwasser in diesem Gebiet legen diese Vermutung nah.

Der Betriebsleiter der Eisenbahn-Gesellschaft, Martin Mertens, erklärte dazu gestern, daß für das Sprühen von Pflanzenschutz-Mitteln mit Bromacil immer eine gültige Genehmigung der Behörden vorgelegen habe. Erst 1987 sei das Gebiet um den Brunnen zum Wasserschutzgebiet erklärt worden. Die Sprecherin des Umweltressorts, Barbara Schulte, bestätigt diese Angaben und erklärte: „Die Pflanzenschutz-Abteilung lag Anfang der 80er Jahre noch beim Wirtschaftssenator.“ Trotzdem prüfe die Rechtsabteilung des Hauses Haftungsmöglichkeiten.

Um der Grundwasserverschmutzung durch das Sprühen von Pestiziden grundsätzlich vorzubeugen, denkt man jetzt im Umweltressort über andere Möglichkeiten der Instandhaltung von Gleiskörpern nach. „Manuell“, sagt Barbara Schulte, das gute, alte Unkrautrupfen ist wieder angesagt. „Derzeit denken wir darüber nach, für solche Arbeiten Geld zur Verfügung zu stellen.“

Die 10,4 Gleiskilometer der Farge-Vegesacker Eisenbahn werden regelmäßig besprüht, aber natürlich auch die Schienen der Deutschen Bundesbahn. Allein die für Bremen zuständige Bundesbahn-Direktion Hannover hat rund 4.000 Kilometer Gleis instand zu halten, und bis heute wird das chemisch gemacht.

Ein Pilotprojekt, das auf Bremer Schienen im letzten Jahr druchgeführt wurde, „steckt noch in den Kinderschuhen“, erklärt Hans-Peter Eue, Sprecher der Bundesbahn-Direktion Hannover: Die die „Auswuchsbekämpfung“ mit Infrarot- Strahlen. „Der Zug muß dabei aber so langsam fahren, daß das Gleis zu lange blockiert wird“, sagt Eue. Außerdem müßten alle Strecken bei diesem Verfahren mindestens viermal pro Vegetationsperiode abgefahren werden.

Für die Trinkwasser-Versorgung in Bremen-Nord stellt das Pestizid Bromacil keine Gefahr dar. Denn mit der Messung des Giftes haben die Stadtwerke sofort den Anteil des kontaminierten Brunnens am Gesamtanteil der Bremen-Norder Trinkwasser-Versorgung gedrosselt. Durch verminderte Förderung wird der Belastungswert auf 0,03 Mikrogramm reduziert.

Derzeit liefert der Brunnen etwa den zehnten Teil der 4,4 Millionen Kubikmeter Wasser, die die Bremen-Norder ausnahmslos aus Brunnen beziehen. Die Stadtwerke messen bei ihren Kontrollen über 90 mögliche Schadstoffe, neben der großen Gruppe der Herbizide auch Schwermetalle. Die Messungen werden jetzt alle sechs Wochen wiederholt, um die Entwicklung der Belastung zu beobachten, kündigte Stadtwerke-Sprecher Friedeberg an. mad

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