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„Reibungsflächen fehlen“

■ Thesen zur Jugendgewalt

Bonn (taz) – Die Gewaltbereitschaft bei Jugendlichen wächst; ein Grund dafür sei oftmals Langeweile. Dies gelte insbesondere für Jugendliche zwischen 12 und 16 Jahren, sogenannten „Lücke- Kids“, die zu alt für Horte und zu jung für Jugendeinrichtungen sind. Diese These vertritt Professor Gerd Strüwe vom Fachbereich Sozialarbeit der Fachhochschule Frankfurt. Ursachen sieht er zum einen in der Orientierungslosigkeit bei Kindern und Jugendlichen. „Es fehlen Reibungsflächen wie Lehrer und Sozialarbeiter, die mehr sind als nur Kumpel“, sagte Strüwe gestern in Bonn. Erzieher müßten, ohne autoritär zu sein, den Jugendlichen zeigen, „wo's lang geht“.

Andererseits würden die Jugendcliquen zunehmend von öffentlichen Räumen und Plätzen verdrängt, wachsende Stigmatisierung sei die Folge. Dadurch werde die Negativsolidarität der „Verlierer“ noch verstärkt. Familienersatz böten Stadtteil- und Straßengangs, die in den neuen Bundesländern hierarchischer orientiert seien als in den alten Ländern, betonte Strüwe.

Auffällig sei, so der Sozialwissenschaftler, daß sich bei Migrantenkindern ähnliche Generationsprobleme zeigten wie bei den deutschen Kindern der fünfziger und sechziger Jahre. my

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