: Neue Wege in der Drogenpolitik?
■ Mangel an Therapieplätzen ist Nadelöhr / Idee aus Dortmund Modell für Hamburg
ist Nadelöhr / Idee aus Dortmund Modell für Hamburg?
„Die Themen bleiben die gleichen, der Problemdruck wächst“, mit diesen Worten leitete Christine Maring gestern die Jahrespressekonferenz der Hamburgischen Landesstelle gegen die Suchtgefahren ein. Dabei war die Ex-Gesundheitssenatorin ganz beseelt von einer neuen Idee aus Dortmund. Unter dem Stichwort „Therapie sofort“ hatte man dort eine Anlaufstelle für Drogenabhängige geschaffen, die noch am selben Tag einen Platz vermitteln sollte. Die enorme Nachfrage hätte belegt, daß die Ausstiegsmotivation der Heroinabhängigen massiv unterschätzt wird. In einem Jahr hatten sich 800 meist junge Leute gemeldet, allerdings konnten nur 27 Prozent vermittelt werden. Deshalb hat das Land NRW 12 Millionen Mark für weitere Therapieplätze bewilligt.
Ein solches Modellprojekt, das vermutlich von Bonn gesponsert würde, ist auch für Hamburg denkbar. „Therapiemotivation ist eine verderbliche Ware“, sagte gestern der Leiter der Landesstelle, Gerd Rakete. Bei den üblichen sechs Monaten Wartezeit für einen Entgiftungsplatz sprängen aber viele wieder ab. Während Hamburg in den vergangenen Jahren rund 400 Plätze für die Behandlung mit Ersatzdrogen geschaffen hat, sei der Mangel an Entgiftungsplätzen „das Nadelöhr“, an dem die meisten scheiterten. 10000 Heroinabhängigen stehen 40 Plätze im AK-Ochsenzoll gegenüber, die zeitweilig aus Personalmangel sogar noch gesperrt werden müssen.
Große Wichtigkeit hat für Jürgen Hille vom Vorstand der Landesstelle das neue Projekt „Ambulanter Entzug“, das ab Januar 50 Plätze für Ausstiegswillige bieten soll. Die Verhandlungen mit den Krankenkassen sind bereits erfolgreich abgeschlossen. Allerdings fehle es wie üblich an einem geeigneten Haus und am Geld. Das Projekt muß für die ersten Monate vorfinanziert werden. Wegen der schlechten Zahlungsmoral der Sozialbehörde, so Hille, sei die Hamburger Sparkasse nicht bereit, für dieses Vorhaben den nötigen Kredit zu bewilligen. kaj
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen