Der gute Geist der Bohne

■ In der Kaffeebude: Die Hochzeit vom Jungen und Frau Pachulkes neue Frisur

Jetzt ist es Mittag und Frau Klinke kommt wieder. Frau Klinke kommt jeden Tag vorbei, „Tag, Frau Becker, einen Kaffee, mit viel Milch, Sie wissen ja.“ Frau Becker weiß. Und noch mehr. „Haben Sie die Fotos mitgebracht?“ Frau Klinke hat, und noch bevor die freundliche Kaffeausschenkerin in der Filiale einer berühmten Ladenkette den Kaffee mit extra viel Milch gebracht hat, (“Ich bring' Ihnen den, gehn' se man schon zum Tisch“), hat Frau Klinke die neuen Abzüge ausgebreitet, 13*18, Farbe, seidenmatt, „bei glänzend sieht man immer die Paddern“.

Die neue Schwiegertochter macht auf Frau Becker einen soliden Eindruck, die Bilder sind durchaus gelungen, obwohl Frau Klinke nicht oft photografiert. Von der Hochzeit ihres Sohnes trägt Frau Klinke noch den Ring, „extra ausgesucht, man will ja auch was davon haben, wenn der Junge heiratet.“ Wie teuer er war, will Frau Klinke erst nicht sagen, etwas später dann nur ganz im Vertrauen, Frau Becker ins Ohr, streng vertraulich.

Am Nachbartisch hat sich jetzt eine Gruppe von drei Männern eingefunden, die vom Amt. Die kommen meist um diese Zeit, wenn Sie nicht ‘raus müssen. Heute war wieder was los. Zwei Kollegen haben Termine außer Haus, gleich um acht, da waren die Türen noch nicht ganz geöffnet, „da war die Bude schon wieder voll“. Alles Neuanträge. Und nicht einer dabei, der richtig ausgefüllt war. „Noch was Süßes zum Kaffe?“ Die Männer rauchen lieber. Frau Becker pinselt mit dem unnachahmlichen Schwung der Routine den Aschenbecher sauber und spendet Trost: „Übermorgen ist schon wieder Wochenende.“

Frau Becker kann auch böse werden. Wenn zum Beispiel die neue Lieferung kommt, wenn sie gerade alles sauber hat. Dann latscht der Lieferant mit dem Warenwagen quer durch den Laden. „Bei dem Wetter!“ Aber dann scheint die Sonne wieder auf ihrem Gesicht. Da kommt Frau Pachulke, „die war ja beim Friseur!“ mad