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FDP boykottierte Schulreformkommission

■ Fraktionschef Welke: Über Gymnasien läßt die Bremer FDP nicht mit sich reden

Eine hochkarätig und überregional besetzte Schulkommission hat der Bremer Ampel-Senat eingesetzt, um die zwischen FDP und den beiden Partnern umstrittene Frage der Einrichtung zweier Schulen mit „durchgängigem gymnasialen Bildungsgang“ sachverständig zu klären. „Gymnasien“ seien unter der vieldeutigen Formel aus dem Koalitionsvertrag, die Bildungssenator Scherf damals so durchgesetzt hatte, verstanden worden, sagt die FDP.

Als die Schulkommission am Freitag wieder einmal nach Bremen angereist war, um zum Ende ihrer Arbeit und zur Vorbereitung des abschließenden Votums die schulpolitischen Vertreter der drei Ampel-Parteien anzuhören, da hatte die FDP plötzlich kaum noch Interesse: Um 19 Uhr könnten sie leider „wegen Terminproblemen“ nicht, schrieb FDP-Fraktionschef Welke an die „geehrte“ Kommission, nur um 15 Uhr „stehen wir Ihnen zur Verfügung“. Das „wir“ war dabei auch übertrieben: Fraktionschef Welke, mit dem Verhandlungen möglich gewesen wären, wollte sich von dem Stellvertreter seines Fraktionsgeschäftsführers vertreten lassen. „Bei dem Gespräch kann es nicht um Fragen von grundsätzlicher politischer Bedeutung gehen“, erklärte Welke dieses Desinteresse.

Und dann hieß es plötzlich, um 15 Uhr könne die zweitrangige FDP-Delegation auch nicht, sondern nur um 17.30 Uhr. Und um 17.30 Uhr sagte sie schließlich auch telefonisch ab, so daß die Schulreformkomission nur mit SPD und Grünen reden konnte.

In auffallendem Gegensatz zu den vielen Pressemitteilungen über den Schulkonflikt hat die FDP seit Monaten, so beklagt sich der schulpolitische Vertreter der Grünen, Wolfram Sailer, kein Interesse an einem gemeinsamen Gespräch zum Thema.

Warum der FDP-Mann Welke so wenig Interesse an der Schulreformkommission hat, ist in seinem geharrnischten Brief in aller Klarheit zu Papier gebracht: In der Einladung hatte gestanden, daß auch darüber geredet werden sollte, was „durchgängige Schulen mit gymnasialen Abschluß“ heißen soll. Eben reinrassige Gymnasien oder gymnasial Bildungsgänge unter einem DAch mit anderen Schülern. Das, so Welke, „bedarf einiger Richtigstellungen“: „Lediglich die Standorte sind mit Ihnen, der Schulreformkommission, zu erörtern.“ Die Inhalte eben nicht: Es könne nur um Gymnasien „nach dem Muster des Alten Gymnasiums ohne Verbindung zu anderen nicht-gymnasialen Bildungsgängen“ gehen.

Der Hintergrund der Verärgerung der FDP: Auf der Suche nach Standorten für die beiden Gymnasien ist die FDP auf viel Ablehnung gestoßen. Keiner der mit dem Thema befaßten Beiräte hat die Einrichtung eines klassischen Gymnasiums in seinem Bereich befürwortet, weil es überall Sorgen um den gymnasialen Zweig benachbarter Sek-1-Schulzentren gibt. Das gilt für die Kurt-Schumacher-Allee, das gilt für Huckelriede, für die Hamburger Straße und für den Leibnitzplatz. Und selbst in Bremen-Nord, wo das Gerhard-Rolfs-Schulzentrum als Kandidatin eines „durchgängigen gymnasialen Bildungsgang“ unbestritten ist, will die Schulleitung die anderen Schulzweige in räumlicher und organisatorischer Nähe belassen — kein Gymnasium nach dem Typ des „AG“ also, daß die Gymnasiasten absondert von den niederen Bildungsständen.

Während auch die FDP-Schulpolitikerin Annelene von Schönfeld gestern keine Zeit für das Gespräch mit der Schulreformkommission hatte, begrüßte sie in einer Pressemitteilung ausgiebig das Schul-Urteil des Oberverwaltungsgerichtes (vgl. taz 30.10.) gegen die „Privilegien für Gesamtschulen“. K.W.

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