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Schwerer denn je

■ Neue rumänische Literatur in Nöten

Beinahe drei Jahre nach dem Fall Ceausescus genießen die rumänischen Schriftsteller größere kreative Freiheit als je zuvor. Aber eine Kombination aus wirtschaftlicher Not und die Erblast eines unterdrückerischen Systems behindern die Veröffentlichung von neuer Literatur. Die Kürzung staatlicher Gelder für die rumänische Schriftstellergewerkschaft, deren Vorsitzender der umstrittene frühere Dissident Mircea Dinescu ist, hat zu einem wirtschaftlichen Zusammenbruch nahezu aller Publikationen der Gewerkschaft geführt; dies gilt besonders für die Wochenzeitung Romania Literara, die ein glaubwürdiges und integres Forum zeitgenössischer Literatur war.

Neuere und unabhängige Zeitungen für Literatur sind in der Regel mit schweren Problemen vor allem der Papierbeschaffung, Druckkosten und Vertriebsmöglichkeiten konfrontiert worden, was dazu beitrug, daß viele dieser hoffnungsvollen Publikationen im Laufe der letzten 12 Monate wieder eingingen.

Auch die Verlagshäuser stehen vor Problemen, die mit der ökonomischen Situation und den politischen Veränderungen des Landes in Zusammenhang stehen. „Humanitas“, ein privater Verlag, der im Dezember 1989 aus dem staatlichen Literaturverlag entstand und heute der Hauptkonkurrent des weiterhin monopolistischen, staatlichen Verlagssystems ist, befindet sich in einem permanenten Balanceakt. Im November 1991 meinte einer seiner erfahrensten Lektoren, daß es wegen des Mangels an privaten Buchhandlungen und eines funktionierenden landesweiten Vertriebssystems nahezu unmöglich ist, eine Auflagenkalkulation zu machen. Dadurch wird die Veröffentlichung neuer oder weniger bekannter Schriftsteller unwahrscheinlicher als je zuvor.

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