: Asyl-Protest auf den Theaterbühnen
■ Protestaktion gegen Abschiebung und Asylrechtsänderung in sechs Theatern/ Zustimmung, aber auch wütende Proteste
Berlin. Mit einer Störaktion in sechs Theatern haben am Samstag abend rund 70 Mitglieder des Anti- Rassistischen-Aktions-Bündnisses (ARAB) gegen die drohende Abschiebung von rund 57.000 Menschen – vorwiegend osteuropäische Roma – nach Rumänien und eine Änderung des Grundrechts auf Asyl protestiert.
Wenige Momente vor dem Beginn der Abendvorstellungen entrollten die AktivistInnen des antirassistischen Bündnisses auf den Vorbühnen der Theater Transparente mit der Aufschrift „Keine Abschiebung nach Rumänien. Hände weg vom Grundrecht auf Asyl!“. In einer mündlichen Erklärung und in Flugblättern, die an die ZuschauerInnen verteilt oder von den Rängen geworfen wurden, wiesen die Mitglieder verschiedener antirassistischer Gruppen das Theaterpublikum auf die drohende Massenabschiebung im Zuge des sogenannten Rückführungsabkommens zwischen Rumänien und Deutschland hin, das am 1. November in Kraft getreten ist.
Überaus unterschiedliche Reaktionen löste diese Aktion beim Publikum der verschiedenen Theater aus. Im Maxim Gorki Theater und der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz applaudierte das Publikum beim Verlesen der Erklärung, in der auch Bezüge zur Deportation und Vernichtung von einer halben Million Sinti und Roma während des Nationalsozialismus hergestellt wurden. Überwiegend positiv reagierten auch die BesucherInnen im Deutschen Theater und im Berliner Ensemble. Zu Buhrufen kam es allerdings bei einer Textpassage, in der Kritik an der Demonstration der „geistigen Brandstifter der rassistischen Gewalt“ am 8. November geübt und zur Teilnahme an der antirassistischen Demonstration am 4.11. aufgerufen wurde.
In der Deutschen Oper und im Renaissance Theater reagierte das Publikum überwiegend negativ. Durch lautstarke Zwischenrufe wie „Aufhören, aufhören!“, „Gebt die Bühne frei, wir haben bezahlt!“ oder „Halt die Klappe, du Blödmann“ wurden die ZuschauerInnen, die sich für ein Weitermachen ausgesprochen hatten, niedergebrüllt und das Verstehen des Textes unmöglich gemacht.
Die jüdische Gemeinde Adass Jisroel unterstützt die Demonstration am 8. November. Der Vorstand erklärte, einmal Reichspogromnacht sei genug. Die Überlebenden und Nachkommen der Märtyrer von damals sagten unüberhörbar „Niemals wieder“. Johannes Zerger/taz
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