: Lastwagenunglück in Herborn
■ Klinkertransporter raste bergab in Haus: drei Verletzte/ Auf derselben Strecke war 1987 ein Tanklaster explodiert
Herborn (AP) – Nach einem neuerlichen schweren Lastwagenunglück in Herborn hat der hessische Verkehrsminister Ernst Welteke bessere Sicherheitseinrichtungen zum Schutz der Stadt gefordert. Fünf Jahre nach der Explosion eines Benzintransporters in der hessischen Stadt war am Freitag ein Zug beladen mit Klinkersteinen in ein Fachwerkhaus gerast. Drei Menschen wurden verletzt.
Wie auch 1987, als sechs Menschen nach der Explosion des Tankzuges starben, hatte der Fahrer nach Polizeiangaben auf einer stark abschüssigen Bundesstraße die Gewalt über den Zug verloren. Die Straße ist für schwere Laster gesperrt.
Welteke kündigte am Tag nach dem Unglück verstärkte Verkehrskontrollen an, um das Fahrverbot für Lastwagen mit einem zulässigen Gesamtgewicht über 7,5 Tonnen auf der stark abfallenden Straße aus dem Westerwald nach Herborn durchzusetzen.
Bei dem Unfall hatte der Laster laut Polizei zunächst zwei Personenwagen gestreift, wobei eine Person schwer und eine leicht verletzt wurden. Der Fahrer des Lastwagens erlitt schwere Verletzungen, als er in die Ausstellungsräume eines Fenstergeschäftes donnerte, etwa 70 Meter entfernt von dem Unglückshaus des Jahres 1987. Im den schwerbeschädigten Fachwerkhaus befand sich niemand. Der Bau aus dem 19. Jahrhundert kann nach Angaben des Herborner Bürgermeisters Bernd Sonnhoff wahrscheinlich repariert werden.
Wie der Bürgermeister am Samstag erläuterte, hatte der mit Klinkersteinen beladene Lastzug ein Gesamtgewicht von 30 bis 40 Tonnen. Der Wagen habe sich mit 80 bis 90 Stundenkilometern in das Haus gebohrt. Die Bundesstraße 255 war nach dem Unfall vom Juli 1987 für Fahrzeuge mit mehr als 7,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht gesperrt worden. Um ähnlichen Unfällen vorzubeugen, war neben der Strecke, die in Serpentinen zur Stadt herabführt, eine breite Kiesspur angelegt worden. Bürgermeister Sonnhoff sagte, es sei noch unklar, warum der Lastwagenfahrer die Notfallspur nicht genutzt habe. Offensichtlich seien die bisherigen Schutzmaßnahmen unzureichend. Die Bundesstraße müsse nun so umgebaut werden, daß zu schnelle Fahrzeuge automatisch in die Kiesspur gelenkt werden, bevor sie die ersten Häuser erreichen.
1987 waren sechs Menschen gestorben und 40 verletzt worden, nachdem ein mit Benzin beladener Tanklaster in ein besetztes Eiscafé gerast und explodiert war. Die Flammen legten elf Häuser in Schutt und Asche. Der Fahrer des Lastzugs wurde später vor Gericht gestellt und verurteilt.
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