: Der doppelte Asbest-Skandal
■ Elbe-Einkaufszentrum: Asbest-Schrott ohne Genehmigung abtransportiert / Bauprüfer pennten / FDP fordert Baustopp
: Asbest-Schrott ohne
Genehmigung abtransportiert / Bauprüfer
pennten / FDP fordert Baustopp
Neuer Asbestskandal um das Elbe-Einkaufszentrum (EEZ). Fünf Monate nachdem im Bauschutt des in Umbau befindlichen Osdorfer Konsumtempels erhebliche Mengen des krebserregenden Ultragiftes gefunden wurden, ließ die Bauleitung den Asbest-Schutt abtransportieren. Die dafür notwendigen Genehmigungen aber lagen nicht vor, Behörden wurden hintergangen, Arbeitsschutzvorschriften grob verletzt. Die GAL-Altona stellte deshalb Strafantrag gegen Unbekannt wegen vorsätzlicher „umweltgefährdender Abfallbeseitigung“.
Seit Mai lagert der asbesthaltige Bauschutt auf dem Gelände des EEZ, muß ständig bewässert werden, um eine Emission der Todesfasern zu verhindern. Eine Stillegungsverfügung des Amtes für Arbeitsschutz für den betroffenen Bereich verbot den Bauherren, den kontaminierten Schutt zu „entsorgen“, bevor ein Arbeitsplan erstellt ist. In ihm werden das Beseitigungsverfahren und die Schutzmaßnahmen festgelegt, mit denen die Arbeiter vor dem Krebserreger geschützt werden sollen.
Die Center-Manager der ECE aber kümmerten sich um die Vorschriften nicht. In einer Nacht-und- Nebel-Aktion begannen sie Mitte Oktober den „stillgelegten“ Bauschutt zu beseitigen. Weder das Amt für Arbeitsschutz noch die Blankeneser Bauprüfer wurden informiert. Der zuständige Bauprüfer Reinhard Höfgen: „Ich weiß heute noch nicht, wann die mit den Arbeiten begonnen haben.“
Fest steht nur, der Asbest- Schutt wurde in Betonblöcke eingegossen, diese zur niedersächsischen Sondermülldeponie Wiershoop gebracht. Nach Beobachtungen der GAL trugen die Arbeiter bei den Aufräumarbeiten nicht einmal Schutzanzüge, aßen ihr Pausenbrot mitten auf der asbestverseuchten Baustelle. Dieter Neitzke, GAL-Mitglied des Altonaer Um-
1weltausschusses, empört: „Die einfachsten Arbeitsschutzbestimmungen wurden nicht eingehalten.“
Die Blankeneser Bauprüfer erfuhren nur durch einen Tip von den verbotenen Sanierungsarbeiten, ließen die Baustelle am 21. Oktober wieder stillegen. Bauprüfer Höfgen: „Wir haben nicht das Personal, alle Baustellen rund um die Uhr zu bewachen.“ Seine Abteilung hat dem Amt für Arbeitsschutz
1empfohlen, gegen den Bauherren, die „Dr. Görtmüller KG“, ein Bußgeldverfahren einzuleiten. Dort will man der Empfehlung folgen, wie Amtsleiter Mathias Frommann betont: „Hier sind eindeutig Arbeitsschutzauflagen verletzt worden, die geahndet werden müssen.“ Daneben ermittelt die Umweltpolizei bereits seit Mai wegen umweltgefährdender Abfallbeseitigung und schwerer Umweltgefährdung gegen
1die Bauleitung.
Die Altonaer Bezirksversammlung forderte Ende vergangener Woche Bezirksamtsleiter Hans-Peter Strenge auf, die Beseitigung des restlichen Asbest-Schutts, mit der heute begonnen werden soll, strenger als bisher zu beaufsichtigen. Die FDP-Fraktion forderte gar, den Center-Betreibern die Umbaugenehmigung zu entziehen. Marco Carini
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