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Hungerlöhne bei Blohm & Voss

■ 154 illegal beschäftigte Polen eines Subunternehmens bei Werftrazzia festgenommen / Stundenlöhne um fünf Mark

bei Werftrazzia festgenommen / Stundenlöhne um fünf Mark

Die gemeinsame Sondertruppe von Arbeitsamt, Zoll und Polizei hat gestern bei der Werft Blohm & Voss eine Großrazzia gegen illegale Beschäftigung durchgeführt. Dabei wurden über 154 illegale Arbeiter aus Polen aufgespürt und festgenommen. In mehreren weiteren Fällen leitete das Arbeitsamt Verfahren wegen „Leistungsmißbrauchs“ oder „illegaler Arbeitnehmerüberlassung“ ein.

Der Überraschungscoup begann mit Beginn der Frühschicht: 93 FahnderInnen stürmten das große Werftgelände und überprüften vor Ort, ob die eingesetzten ArbeiterInnen gültige Arbeitspapiere bei sich hatten. Im Trockendock „Elbe 17“, in dem gerade die „American Cormorant“ umgebaut wird und einen neuen Anstrich erhält, wurden die BeamtInnen fündig: 154 Beschäftigte einer eingesetzten Rostschutz- und Lackierfirma hatten keine gültigen Arbeitspapiere, waren illegal beschäftigt. Sie waren als Touristen in die Bundesrepublik eingereist. Die FahnderInnen nahmen die illegalen Arbeiter in Gewahrsam, sie wurden noch am Abend nach Polen gebracht.

Die Werft Blohm & Voss wäscht trotz dieser peinlichen Aktion ihre Hände in Unschuld. Sprecherin Petra Peters: „Das waren alles Mitarbeiter einer Firma, die bei uns im Unterauftrag arbeitet.“ Allerdings nicht zum ersten Mal, wie die Werftsprecherin eingestehen muß. Peters: „Das hat letztendlich diese Firma zu verantworten, wenn sie billiges Personal beschäftigt hat.“

Nach ersten Arbeitsamt-Ermittlungen hat diese Schiffslackierfirma ihren Sitz in Reinbek, das Personal soll von einem Subunternehmen angeheuert worden sein. Arbeitsamtssprecherin Anja Eisenhut: „Wie das alles zusammenhängt, ermittelt jetzt die Polizei.“ Daher stand gestern auch noch nicht fest, wie hoch das Bußgeld gegen die Lackierfirma ausfallen wird. „Das können wir noch nicht mit Sicherheit sagen, das hängt von den Ermittlungen ab“, so Anja Eisenhut.

Eines stand jedoch gestern bereits fest: Die Menschenhändler hatten die Arbeiter direkt in Polen für einen Lohn von etwa fünf Mark pro Stunde angeheuert, Kost und Logis frei. Das ist weniger als die Hälfte dessen, was sonst ein Lakkierer im Dock verdient. Eisenhut: „Die sind dann von einem Hotel mit Bussen zur Arbeit gebracht worden.“

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7Bei ihren Überprüfungen stieß die Polizei offenkundig auf einen Menschenschlepperring. Der Firmensitz allerdings ist lediglich ein Kellerraum ... Polizeisprecher Pe-

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4ter König: „Ich möchte nicht sagen, es handelt sich um eine Briefkastenfirma, aber es ist eben nicht mehr als ein Kellerbüro.“ Um die Ermittlungen nicht zu gefährden,

1wollte die Polizei keine weiteren Angaben machen. König: „Wir müssen uns erstmal über die Strukturen im Klaren werden.“ Kai von Appen

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