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Ein Gespenst geht um

■ betr.: "Aus Angst vor dem Sezessionsgespenst", taz vom 26.10.92, "Kanada vor der Spaltung", taz vom 28.10.92

Betr.: „Aus Angst vor dem Sezessionsgespenst“, taz vom 26.10.92, „Kanada vor der Spaltung“, taz vom 28.10.92

Ein Gespenst geht um in Europa und anderswo. Die Verfügungsgewalt der Zentralstaaten über ihre Völker ist in Gefahr. Jakobiner aller Couleur wittern Gegenwind. Demokratische nationale Emanzipationen wie die der Québecois lösen Angst aus, statt zum Beispiel als Modell für Ex-Jugoslawien gefeiert zu werden.

[...] Schon der Titel „Angst vor dem Sezessionsgespenst“ ist eine reißerisch übertriebene und arrogante Parteinahme für (anglo)kanadischen Zentralismus. Im Subtitel genauso: Daß die Verfassungsreformen „vor allem“ zum Ziele habe, Québec an irgendwas zu „hindern“, würde wohl kein(!) Québecois unterschreiben. Daß Québec heute für die meisten Québecois eben keine „Provinz“, sondern eine eigene Nation ist, deren Parlament nicht zufällig „Assemblee Nationale“ heißt, müßte die Autorin eigentlich wissen.

Und wer dauernd von „Abspaltung“ oder „Sezession“ spricht, statt von Wahrnehmung des Rechts auf Selbstbestimmung und dem Erreichen der Souveränität, von „Separatisten“ und „Sezessionisten“, statt von der Unabhängigkeitsbewegung, von der „Spaltung Kanadas“, statt von der Konsolidierung Québecs, teilt nur aufdringlich den eigenen Standpunkt mit, daß so etwas eigentlich gar nicht sein dürfe. [...] Martin Schulte, Berlin

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