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Mißtrauensvotum gegen Orlowsky

■ Eklat zwischen Kreuzberger Mieterberatungsgesellschaften und dem in Prenzl'berg aktiven Verein „Neue Aufgaben“

Kreuzberg/Prenzlauer Berg. Zwischen den Kreuzberger Mieterberatungsgesellschaften und dem Verein „Neue Aufgaben“, der im Auftrag des Bezirksamts Prenzlauer Berg kostenlose Mieterberatung durchführt, ist es zum Eklat gekommen. „Wir werden in Zukunft deutlich machen, daß wir nicht mehr mit den Aktivitäten Eures Vereins identifiziert werden wollen“, heißt es in einem offenen Brief der Mieterberatungsgesellschaften an den Vorstand von „Neue Aufgaben“, darunter den ehemaligen Kreuzberger Baustadtrat Werner Orlowsky. Hintergrund des Mißtrauensvotums ist die Kündigung sämtlicher Ost- MieterberaterInnen durch den Vereinsvorstand. Der Verein hatte zunächst einem „Tandemvertrag“ zugestimmt, wonach jeweils drei MieterberaterInnen aus Ost und West eingestellt werden sollten. Kurz vor Ablauf der sechsmonatigen Probezeit erhielten die Ost- Mitarbeiter sowie ein Westler das Kündigungsschreiben. „Ihr Engagement bei den beiden Mieterdemonstrationen sowie die gute Zusammenarbeit mit den Betroffenenvertretungen gaben wohl den Ausschlag“, mutmaßt Bernd Holtfreter, Sprecher der Prenzl'berger Betroffenenvertretungen. Ein klärendes Gespräch kam bis heute nicht zustande. Die Kreuzberger Beratungsgesellschaften haben sich inzwischen öffentlich von dem Verein distanziert.

Auch die Prenzl'berger Betroffenenvertretungen sind nicht gut auf „Neue Aufgaben“ und Orlowsky zu sprechen. „Nachdem wir deutlich gemacht haben, daß die Koordinierung der Betroffeneninteressen nicht die Aufgabe des Bezirksamts oder Herrn Orlowskys ist, wurde der Ton zusehends rauher“, ärgert sich Bernd Holtfreter, dessen Bitte um eine Unterredung mit Orlowsky mit dem Vorwurf der „(Wieder)einführung überwunden geglaubter Mechanismen der Volkskontrolle“, die „nichts mehr mit basisdemokratischen Gepflogenheiten“ zu tun habe, abgewiesen wurde. „Was in der Tat basisdemokratisch war“, berichtet Holtfreter, „war der Umstand, daß die Betroffenenvertretungen und Bürgerinitiativen durch den guten Kontakt zur Mieterberatung sehr früh über die Probleme im Kiez Bescheid wußten.“ Weil die Mieterberatung sich nun abschotte, habe sie auf die politischen Entwicklungen keinen Einfluß mehr, meint Holtfreter: „Aber vielleicht ist das ja auch der Sinn der Übung.“

Auf Anfrage der taz sah sich Werner Orlowsky außerstande, den Kündigungsgrund zu nennen, solange arbeitsrechtliche Verfahren anhängig seien. Ausschlaggebend für den Konflikt sei allerdings die Forderung nach basisdemokratischen Entscheidungsstrukturen gewesen. Außerdem, so Orlowsky, sei er sich sicher, daß hier sozialer Neid eine Rolle spiele. Uwe Rada

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